Neue CD: Das Rhein-Neckar Jazz-Orchester präsentiert unter der Leitung von Jochen Welsch „Out of Circle“ mit zehn Stücken.
Von Margit Raven
Weinheim. Bigbands galten lange Zeit als stilprägend für gefällige Swing-Arrangements und fette Bläsersounds. Immer stärker zeichnet sich
jedoch ein Trend ab, der neben Jazz- und Swing-Standards auch Funk-, Pop- und Latin-Einflüsse zeigt. Als der Jazz-Posaunist Jochen Welsch Ende 2017 die von Karl-Heinz Schäfer gegründete „Rhein-Neckar
Rhythm & Brass“ übernahm, wollte er, allein schon aus Respekt vor Schäfers 25-jähriger exzellenter Arbeit, nicht nahtlos an das gleiche Konzept anknüpfen.
Die 18-köpfige Band erhielt nicht nur den neuen Namen „Rhein-Neckar Jazz-Orchester“, der 38-jährige Bandleader wollte, gemeinsam mit seinen
Musikern, auch neue avantgardistische Töne anschlagen und alle Register dieses großen Klangkörpers zu ziehen. Und so ging die Big Band Im November 2019 erstmals unter neuer Leitung ins Ton-Studio
„Kleine Audiowelt“ nach Sandhausen.
Zum Teil Auftragswerke
Unter dem Titel „Out of the Circle“ entstand ein Album mit zehn Tracks, von denen Jochen Welsch sagt, dass sie alle mehr oder weniger mit
dem Wirkungskreis seiner Musiker zu tun haben. Es sind Auftragswerke und Arrangements von regionalen Künstlern und jungen Komponisten aus der Umgebung. Alle zusammen bilden einen wohltuenden Kontrast
zur New Yorker Schule.
Schon der erste Titel „Up Above My Head“ lässt durch die nuancierte Jazz-Stimme von Isabel Haist aufhorchen. Jochen Welsch hat den
Gospelsong von Myron Butler zu einer gut gelaunten Swing-Nummer arrangiert, Tenor-Saxofonist Christopher Neuhaus changiert in dem Stück zwischen Improvisation und Arrangement.
Bei der anschließenden Nummer „makin'acquaintance“ ist Bandleader Jochen Welsch Komponist und Arrangeur zugleich. Das Stück scheint auf den
phänomenalen Flügelhornisten Jürgen Kilian und den klar und farbenfroh spielenden Altsaxofonisten Reinhard Kretschmer zugeschnitten zu sein. Ihr melodisches Spiel wird von Tim Kersebohm am Piano zu
wohldosierten Spannungbögen geführt.
Avantgardistisches aus Fürth
„Go Out“ ist eine Komposition der Mannheimer Songwriterin Stefanie Neigel. Neu arrangiert von Jochen Welsch klingt das Stück mit seinem
karibischen Flair wie ein Gruß an den Sommer. Isabel Haist überzeugt dabei mit ihrer prägnanten Stimme und ihrem beeindruckenden Scat-Gesang. Das i-Tüpfelchen setzt die Flötistin Barbara Wahl mit
ihren federleichten Melodienbögen.
Die große künstlerische Vielfalt der regionalen Komponisten wird durch das Stück „Walter & Conny“ deutlich, mit dem der Fürther
Saxofonist und Komponist Matthias Dörsam ein avantgardistisches Highlight geschaffen hat. Zeitversetzt verfallen alle Instrumente nacheinander in freie Improvisationen. Ganz allmählich verdoppelt
sich das Tempo und immer weitere Sektionen locken die Solisten auf neue Pfade – wie den Trompeter Walter Sielski, der sich mit warmen, schmeichelhaften Tönen in klare Höhen aufschwingt.
„My Way“ mal ganz anders
Die neue CD des Rhein-Neckar Jazz- Orchesters präsentiert eine hinreißende Auswahl an komplexen, modernen Band-Stilformen. Bemerkenswert
sind auch die professionell wirkenden Soli, obwohl nur ein Teil der Band-Mitglieder hauptberuflich Musiker sind. „Out of the Circle“ ist ein Album, das sich leichtfüßig über sämtliche Big
Band-Konventionen hinweg setzt, mit einem Bandleader, der im Finale noch mit einer humorvollen Überraschung aufwartet. Aus dem sentimentalen Song „My Way“, mit dem Frank Sinatra sein Publikum zu
Tränen rührte, hat Jochen Welsch ein munteres, temporeiches Stück gezaubert, für den packenden Groove ist Percussion-Lady Cordula Gross verantwortlich. Flügelhornist Jürgen Kilian bläst dazu seine
perlenden Tonkaskaden. Das Sahnehäubchen ist Isabel Haists verspielte Vocal-Artistik, die diesen legendären Song zu einem echten Knaller werden lässt.
Fazit: Die neue CD des „RheinNeckar Jazz-Orchesters“ strahlt Charme und Leichtigkeit aus. Sie besticht durch zahlreiche solistische
Höhepunkte. Schön auch, dass der Stil einer Big Band von jungen Bandleadern wie Jochen Welsch von Zeit zu Zeit neu erfunden wird.
Zur Person: Jochen Welsch
Geboren: 1979 in Karlsruhe.
Studium: Philosophie und Journalismus an der Universität Karlsruhe, Jazz-Posaune an der Hochschule für Musik in Augsburg.
Mitglied des Bundesjugend-Jazzorchesters unter der Leitung von Peter Herbolzheimer.
Lehrauftrag für Combo- und Bigband-Leitung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Bildende Kunst Mannheim.
Gründung des „Mannheim-Contemporary Composers Orchestra“.
Sousafonist der Band „Blas-Sportgruppe Südwest“.
Gründung: Big Band der Universität Mannheim.
Seit 2017 Leitung des „Rhein-Neckar Jazz-Orchesters“ Weinheim.
Konzert: Das Rhein-Neckar Jazz-Orchester begeistert unter seinem Leiter Jochen Welsch in der Aula der Hans-Freudenberg-Schule.
Kompakt, bestens aufgelegt und abseits vom Mainstream: das Rhein-Neckar Jazz-Orchester unter Leitung von Jochen Welsch beim Jahresabschlusskonzert in Weinheim. Bild:
Philipp Reimer
Weinheim. Ende des Jahres 2017 übergab
Saxofonist und Dozent Karl-Heinz Schäfer, Gründer der „Rhein-Neckar Rhythm & Brass“ nach 25 Jahren die musikalische Leitung an Jochen Welsch. Die Bigband, die auf internationale Auftritte und
CD-Einspielungen, darunter mit Peter Herbolzheimer, zurückblicken konnte, wurde zusammen mit dem Führungswechsel zum eingetragenen Verein und erhielt den Namen „Rhein-Neckar Jazz-Orchester“. Erst vor
wenigen Tagen kam die Formation, die zur Zeit aus 18 Amateuren und Berufsmusikern besteht, aus dem Studio, wo in nur drei Tagen ihr neues Album „Out Of The Circle“, dank Unterstützung des
Rhein-Neckar-Kreises, entstand. Die Platte präsentiert ausschließlich Komponisten und Arrangeure aus der Metropolregion. Eine kleine Kostprobe davon gab es neben einem liebevoll zusammengestellten
Repertoire beim Jahreskonzert des RNJO am Freitagabend in der ausverkauften Aula der Hans-Freudenberg-Schule.
Dem begeisterten Publikum wurde
deutlich, dass Jochen Welsch, Journalist, studierter Posaunist und Arrangeur, mit seinen Musikern neue Wege beschreitet und die Grenzen des gewohnten Bigband-Jazz sprengt. Das wurde schon beim ersten
Titel „One Man Band“ deutlich. Der Komponist Bob Mintzer, Chefdirigent der WDR Big Band, hat in den gängigen Swing interessante Rockelemente eingearbeitet. Es ist ein bekanntes Phänomen bei
Bigband-Konzerten, dass die ersten fetten, ohrenbetäubenden Bläsertöne besonders unter die Haut gehen. Wenn dann noch in einem Solo die pulsierende Rhythmik eines Tenorsaxofons wie desjenigen von
Inger Hymon hinzukommt, ist das musikalische Glück perfekt und man ist offen für die Vielfalt des Bigband-Jazz, der immer öfter von verstaubter Klassik abweicht und sogar Funk- und Popansätze
zeigt.
Auch in „Switch in Time“ des
amerikanischen Jazzmusikers Sammy Nestico wurde der Schalter von klassischem Jazz zum tanzbaren Swing umgelegt. Dazu fügt sich Posaunist Dirk Leweling in einem Solo mit sauberen Staccato-Passagen
ein, und der Stuttgarter Tim Kersebohm, im Hauptberuf promovierter Medizinprogrammierer, begeistert mit seinen intensiven Melodielinien auf dem Piano.
Neben dem satten Bläser-Sound des
„RNJO“ und der perfekt getimeten Leitung von Jochen Welsch sind es die Solisten, ob Amateure oder Profis, die vom Publikum unermüdlich mit Zwischenapplaus und Bravorufen bedacht werden. Wie der Brite
Jeff Haigh, ehemaliger erster Posaunist am Nationaltheater Mannheim, der bei der romantischen Ballade „Dream Of The Return“ von Pat Metheny als Solist die warmen Töne der Posaune meisterhaft in
ungeahnte Phrasierungen verwebt. Oder Cordula Groß, Dozentin für Percussions, mit ihrem Zauberspiel auf der Tonga, das die feurigen Salsa-Rhythmen des Stückes „Que Paso“ von Wilson Olivera
betont.
Auf immer neuen Pfaden
Pianist Kersebohm und Alt-Saxofonistin
Barbara Wahl vollenden mit ihren Soli die Paarung zwischen Latin und Jazz. Speziell für die neue CD hat der regional und überregional bekannte Saxofonist
Matthias Dörsam das Stück „Walter und Conny“ komponiert, das wie kein anderes das Abweichen vom herkömmlichen Bigband-Jazz zeigt. Es beginnt mit freien Improvisationen, wobei sich immer weitere
Instrumente einfügen. Im Soloteil mischen sich die Sektionen ein, die den Solisten, in diesem Fall den virtuosen Posaunisten Jeff Haigh, auf immer neue Pfade locken.
Was wäre das Rhein-Neckar
Jazz-Orchester ohne die stimmgewaltige Isabel Haist, Ehefrau des allzeit die Basis haltenden Bassisten Jörg Haist. Wenn sie ihre Stimme wie ein weiteres Instrument einsetzt und auch der extremen
Lautstärke der Bläser Paroli bietet, nimmt man ihr nicht ab, dass sie erst vor einigen Jahren nach und nach zum Jazzgesang kam. Ihre Interpretation von „Sir Duke“, der berühmten Hommage Stevie
Wonders an den großen Duke Ellington, geht im Wechsel zu den Riffs von Bass und Bläsern unter die Haut. Am Ende zeigt Bandleader Jochen Welsch noch einmal seine musikalische Richtung, indem er den
sentimentalen Frank-Sinatra-Song „My Way“ mit einem spannenden, rhythmisch betonten Groove versieht, passend zu der jungen, frischen Jazzstimme von Isabel Haist.
Bei der Zugabe „Sligh Ride“
(Schlittenfahrt) drücken Sängerin und Bigband noch einmal so viel Spielfreude aus, dass sich so mancher Zuschauer das angekündigte Release-Konzert am 29. Mai auf der Studiobühne der Stadthalle nicht
entgehen lassen möchte. rav
Das Trio 3D gastiert am
Freitag, 7. Dezember, im Theater Mobile in Zwingenberg
Zwingenberg. Das Trio 3D mit den Brüdern Adax, Mattl und Franz-Jürgen Dörsam im Weschnitztal vorzustellen, hieße, Holz in den Odenwald zu
tragen. Am Freitag, 7. Dezember, um 20 Uhr gastieren die drei Musiker und Brüder mit Fürther Wurzeln an der Bergstraße, genauer: im Theater Mobile in Zwingenberg, Obertor 1 (20 Uhr).
Die Faszination, die von den Dreien ausgeht, besteht aus dem hohen Maß an musikalischen Fertigkeiten an Gitarre, Klarinette und Fagott,
verbunden mit einem spitzbübischen, frechen, hintergründigen Witz und einer gesunden Portion Selbstironie. Damit füllen sie spielend große Säle.
Franz-Jürgen Dörsam ist ein begnadeter Fagottspieler, war unterwegs mit dem Sinfonie Orchester Berlin, der nordwestdeutschen Philharmonie
und spielt als Solofagottist beim Orchester Metropolitana in Lissabon.
Matthias Dörsam ist ein Spezialist an Klarinette, Saxofon und Flöte, ein Grenzgänger und Gratwanderer der Musik. So spielte er unter anderem
in der Big Band des Hessischen Rundfunks, bei den Stuttgarter Philharmonikern, aber auch mit Pe Werner, Jule Neigel oder den Rodgau Monotones.
Adax Dörsam ist ein Könner und Virtuose an unzähligen Zupfinstrumenten. Bekannt ist er auch durch seine Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo,
Mike Batt, Lou Bega, Rolf Zuckowski, Joana, Pe Werner oder Lydie Auvray.
Nachdem die drei an den unterschiedlichsten Stationen und Orten gewirkt haben, entstand die naheliegende Idee, alle drei Lebenswege
zusammenzuführen – im Trio 3 D. Dieses Trio kreiert verblüffende Mischungen von eigenen Kompositionen, Popsongs und klassischen Werken, welche spannungsreich miteinander verknüpft und in einem ganz
eigenen Akustiksound dargeboten werden. Perlen der Popmusik werden neu interpretiert unter virtuoser Einbeziehung von klassischer Musik: Ein Bruder Terzett auf grenzgängerischen Pfaden. Das Trio 3 D
pendelt virtuos zwischen klassischer und unterhaltender Musik.
Kartenreservierungen per E-Mail an theater@mobile-zwingenberg.de möglich. Vorbestellte Karten sollten 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
abgeholt werden.
Damals wie heute: Kritik am Werteverfall. Ralph Dutli erweckt Schriften aus dem 13. Jahrhundert zu neuem Leben. Musikalische Intermezzi begleiten die
Rezitation
Ralph Dutli wurde bei der Lesung im Chateau Schembs musikalisch von Gary Fuhrmann und Matthias Dörsam begleitet.Foto: photoagenten/Ben Pakalski
WORMS - Ein französischer Dichter aus dem 13. Jahrhundert wendet sich mit einer Botschaft an Donald Trump. Er benennt den Hochmut, kritisiert Machtmissbrauch, legt
den Finger auf die Wunde und zeigt auf eine Gesellschaft, in der Arm und Reich sich diametral gegenüberstehen und die Werte zu verfallen drohen. Wie kommt der Poet aus der Vergangenheit dazu und wie
bringt er seine Worte an?
Der Verfasser der kritischen Worte heißt Rutebeuf, ist der erste bedeutende Pariser Autor in der französischen Literaturgeschichte und hat in dem Romanautor,
Lyriker, Essayisten und Übersetzer Ralph Dutli ein Medium gefunden, das seine Schriften im 21. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Erst 750 Jahre nach Rutebeufs Schaffenszeit macht Dutli in seinem
Buch „Winterpech & Sommerpech“ die spannenden und zeitgeschichtlich hoch wertvollen Texte der deutschen Literaturlandschaft zugänglich. In der Reihe „Wunderhoeren“ konnte man nun eine Auswahl
dieser einzigartigen Sprachkunstwerke genießen, in Verbindung mit Musik des mittelalterlichen Komponisten Neidhart von Reuental. Der Übersetzer, besser: künstlerischer Überträger selbst
interpretierte ausgewählte Kapitel, die trotz ihrer Entstehungszeit frappierend aktuelle Bezüge hinsichtlich gesellschaftlicher Werte aufweisen. Zum Gesamtkunstwerk machten den Abend Gary Fuhrmann
und Matthias Dörsam, die von Reuental überlieferte Melodien ausgewählt hatten, um sie in Improvisationen weiterzuentwickeln und ins Hier und Jetzt zu holen – in Miniatur-Intermezzi während der
Rezitation von Dutli.
Ein großartiges Hörtheater entstand so in der gut gefüllten Remise des Herrnsheimer Schlosses. In seiner Zeit war Ruteboeuf ein gesellschaftlicher Außenseiter,
literarisch lange verkannt, der unter dem fahrenden Volk lebte, Armut kannte und biografisch darüber berichtete. In der Wahrnehmung und Schilderung der Ereignisse wie in seinem Denken war er radikal,
ein kompromissloser Mahner, der zugleicht mit satter Ironie und derbem Humor seine Texte in direkter Hinwendung an den Rezipienten verfasste. Einen musikalischen Vergleich heranziehend, könnte man
ihn als experimentellen Jazzer oder sogar teilweise in seiner Derbheit als Rocker charakterisieren, der Grenzen überschreitet und seine Zuhörer ohne jede Rücksicht mit scharfen Tönen und
existenziellen Klängen konfrontiert. So krass gingen Fuhrmann und Dörsam die musikalische Gestaltung des Abends zum Glück nicht an. Mit zwei Bassklarinetten und deren tiefem, organischen Sound
eröffneten sie mit der ersten Improvisation über ein Thema von Reuental eine Klangwelt, die in unmittelbarer Verbindung zu den tiefgründigen, kunstvollen und packenden Texten stand. Zwischen den
literarischen Parts schufen eigens angefertigte Kompositionen der beiden Blasinstrument-Spezialisten in Verbindung mit faszinierend fließender, wohlklingender, wenngleich nicht im landläufigen Sinn
harmonischer Improvisation jeweils die Verbindung zwischen alt und neu, zwischen schlicht und virtuos. Stets zweistimmig miteinander kommunizierend nutzten sie das tonale Spektrum weiterer tiefer
Blasinstrumente, einer Es-Kontraalt-Klarinette und zwei Tenorsaxofonen, und boten, alles in allem gesehen, mittels Reuentals Ausgangsmaterial letztlich eine musikalische Charakterstudie Rutebeufs:
tiefgründig, unkonventionell, witzig, aus dem Rahmen fallend, authentisch und dramatisch. Ralph Dutli, ein Großmeister rhetorischer und literarischer Stilmittel, agierte als Alter Ego des Dichters
mit faszinierender darstellerischer Kraft, einer kraftvollen, intensiven Sprache von allerhöchster dichterischer Qualität und emotionaler Authentizität. Ein zutiefst beeindruckendes
Erlebnis.
Weinheimer Nachrichten | HIRSCHBERG | 26.06.2018
Seite 12
Musik in Hirschberg: Gelungenes Gastspiel des „Trios 3D“ in der Alten Synagoge / Dörsam-Brüder mit
Klassik, Rock und Jazz
Eintracht, Frotzelei und Musik-Genuss
Mit dem Lied „Bei mir bist du schön“ eröffneten die Dörsam-Brüder das Konzert in der Alten Synagoge.
Von links Matthias, Adax und Franz Jürgen Dörsam. Sie bilden das „Trio 3D“. Bild: Marco Schilling
Leutershausen. Wenn Matthias Dörsam erzählt, kann man sich die Auftritte unterm Weihnachtsbaum
vorstellen: Die Mutter bittet und droht, bis ihre Kinder „O Tannenbaum“ spielen. Ob es nun wirklich so war, spielt keine Rolle – die mütterlichen Bemühungen waren jedenfalls von Erfolg gekrönt: Bis
heute spielen Adax, Matthias und Franz Jürgen zusammen, wann immer es ihre vollen Terminkalender erlauben – zehn Auftritte im Jahr sind drin, außerdem gibt es gemeinsame CDs vom „Trio 3D“, dessen
Name selbsterklärend ist.
Die Brüder haben alle Musik studiert, ihr Repertoire mittlerweile dramatisch erweitert und spielen
jetzt Jazz, Rock oder Klassik und auch mal alles auf einmal. Ihren Auftritt in der Alten Synagoge auf Einladung von „Musik in Hirschberg“ leiten sie stilecht ein mit einem alten jiddischen Lied, „Bei
mir bist du schön“; es begleitet sie auf ihrem Weg vorbei an den voll besetzten Stuhlreihen bis vor die Bühne, wo man die Herren in ihren Fräcken bewundern kann. Der Putz soll Ernsthaftigkeit
vortäuschen, aber diese Fassade bröckelt gleich, als sich Klarinettist Matthias Dörsam ungebührlich lange auf einem hohen Ton ausruht, bevor das Trio wieder zusammenfindet. Das ist der Einstieg in
eine längere Frotzelei, bei der es immer wieder darum geht, wer das „beste“ Instrument hat. Für die Klarinette sprechen ein klarer Ton und schätzungsweise 14 Millionen Stücke, die für sie existieren
– im eigenwilligen „Klarinettenwunder“ hat Matthias Dörsam eine kleine Auswahl aus Jazz und Pop zusammengestellt und alles mit dem Adagio aus Mozarts A-Dur-Konzert KV 622 garniert. Er spielt es so
eindringlich und butterweich, dass man sofort bereit ist, all seine Erklärungen zu unterschreiben, damit er nur nicht aufhört. Ein weiteres Argument für die Klarinette ist, dass man sie, wie in Franz
Jürgen Dörsams Komposition „Raise the red lantern“, auseinandernehmen, neu zusammensetzen und weiter darauf musizieren kann. Sehr beeindruckend. Doch dann hält das „Nesthäkchen“ mit seinem Fagott
dagegen: Wer hätte gedacht, dass „Für Elise“ und Tschaikowskis Erstes Klavierkonzert eigentlich für das Holzblasinstrument geschrieben wurden und es eine riesige Rolle in der russischen Klassik
spielte? Was der Künstler da anspielt, reizt zum Lachen, aber auch zum Mitsummen. Bis zum „Hummelflug“, bei dem Franz Jürgen Dörsam Unterstützung durch die Brüder bekommt. Dass sich das schwere Tier
überhaupt in die Luft erheben kann, widerspricht allen physikalischen Gesetzen; in der Fagott-Version ist das Insekt darüber hinaus ein ziemlich dicker Brummer, der sich dank großer Fingerfertigkeit
doch wieder elegant und vor allem mit Mordstempo und surrenden Flügeln – eine kleine Lautmalerei auf Adax Dörsams Gitarre – vorwärtsbewegt. Der muss sich vom jüngsten Bruder anhören, dass die Gitarre
eigentlich für das Lagerfeuer gedacht sei: „Wenn die Glut ausgeht, hat man was zum Nachlegen.“
Lieber nicht: Als Adax Dörsam seine Version von „Plaisier d´amour“ anstimmt, hätte vermutlich jeder im
Publikum seine Gitarre verteidigt. Warm, ruhig und tief ist ihr Klang, zu Herzen gehend die Melodie: Da sitzen viele mit andächtig geschlossenen Augen da, Paare halten Händchen.
Und genießen nicht zuletzt das Zusammenspiel der drei Könner: Da gibt es jüdische Tänze, ein
wunderbares Grieg-Medley, gegen den Strich gebürstete Jazz-Standards und einen mitreißenden „Säbeltanz“, der sich zwischendurch in eine pointenreiche, musikalische Unterhaltung der Brüder auflöst, um
am Ende zum schwungvollen Schluss zu kommen. Viel Selbstkomponiertes ist dabei wie etwa der „Galopp“, der seinen Namen völlig zu Recht trägt und höchst anspruchsvoll ist – ein mächtiger Applaus
belohnt die drei Virtuosen. Am Ende wird´s mit Adax Dörsams E-Gitarre im Zugabenteil noch einmal rockig, und die Drei schwelgen in „Smoke on the water“ – bei so viel Eintracht würde es auch mit dem
Zusammenspiel unterm Weihnachtsbaumklappen. stk
Reise durch die Weltkultur: Matthias Dörsam, Erwin Ditzner, Michael Herzer und Laurent Leroi (von links) im Cinema Paradiso & Arte.
Die Rheinpfalz Ludwigshafener Rundschau - Nr. 122
Dienstag, den 29. Mai 2018
Kultur Regional
Ein Walzer im Paradies
Das weltmusikalische
Quartett Les Primitifs stellt sein neuen Doppelalbum in Ludwigshafen vor
Von Andrea Döring
Von der Wüste Arabiens über Moldawien, Spanien, Frankreich bis nach Ludwigshafen
nahmen Les Primitifs die Zuhörer auf eine große Reise mit. „Petit“ heißt die neue CD, die die Band im Cinema Paradiso & Arte vorstellte. Doch klein war das ganz
und gar nicht, was Akkordeonspieler Laurent Leroi, Saxophonist Matthias Dörsam, Schlagzeuger Erwin Ditzner und Kontrabassist Michael Herzer da boten.
„Wir spielen das Album einfach von vorne bis hinten durch“, kündigt Leroi zu Beginn des Konzerts an. Auf den ersten Blick wirkt das etwas gewagt, denn bei „Petit“
handelt es sich um eine Doppel-CD. Das rote Album, man fühlt sich an die Beatles erinnert, bietet langsame und nachdenkliche Stücke, das blaue schnellere und fröhlichere. „Die erste CD ist so, als
wenn man sich einen schweren Rotwein reinpfeift. Wenn man dann blau ist, kann man bei der zweiten CD tanzen“. Das Konzept geht auf. Beide CDs sind aber nicht nur etwas für den Kopf, sondern auch für
die Beine. Und durchgängig gibt es etwas zu lachen.Leroi beherrscht nicht nur das Akkordeon, sondern ist mit seinem französischem Charme und Akzent auch ein Meister der witzigen Ansagen. „Seine Titel
sind manchmal etwas kopflastig“, meinte er ironisch zu „Petit Latinum“ von Herzer in der blauen Phase des Konzerts. Viele Eigenkompositionen waren an diesem Abend zu hören. Herzer begleitete solide,
legte aber auch Bass-Soli hin, die die Zuhörer mit langem Klatschen belohnten. Mehr Applaus verdient hätte Dörsam in der ersten Hälfte des Abends. Mit enormer Leidenschaft blies er mal wilde und
leidenschaftliche, mal zärtliche und träumerische Soli auf Klarinette, Saxophon und Querflöte. Besonders beeindruckend war seine Komposition „Pour Toute La Vie“, fürs ganze Leben.
Sehr lebendig und mit vollem Körpereinsatz trommelte Ditzner. Immer mal wieder setzte er seine spitzen Schuhe auf die Snaredrum und veränderte so effektiv den Klang des kleinen Schlagzeug-Sets. Und
bei „L´Étes Et Les Moustiques“ gab er mit einem gewaltigen Schlag auf die Snaredrum der Mücke den Rest, die im Sommer den Faulenzer in der Hängematte genervt hatte. Leroi ließ derweil auf dem
Akkordeon die Schnaken sirren. Seine Finger flogen dabei mit beeindruckender Geschwindigkeit über sein Instrument. Viele Tempowechsel, große Dynamik und Improvisationsfreude kennzeichnen die Musik
von Les Primitifs. Sie sind nicht nur offen für orientalische Klänge wie in Dörsams „Le Petit Moment“, das einsame Wüstendünen vor dem inneren Auge der Zuhörer entstehen lässt, sondern lassen auch
mit „Chassidic Dance“ oder „Modavian Hora“ Balkanrhythmen ertönen.
Mittelmeerklänge aus Frankreich, Spanien und Italien durften natürlich ebenfalls nicht fehlen. „Für alle Menschen, die schon im Himmel sind und da herumtanzen wollen,
ist „Une Petit Valse Au Paradis“, erklärte Lerois. Mit der „Hans Serie Noire“, komponiert von der verstorbenen Mannheimer Gitarren-Legende Hans Reffert, und dem von Richard Wagner beeinflussten
„Walkürchen“ kamen auch die deutschen Traditionen nicht zu kurz.
Eine schöne italienisch-deutsche Gewohnheit ist mittlerweile der Besuch im mit gemütlichen Sofas und vielen Kerzen liebevoll eingerichteten Cinema Paradiso & Arte
der Familie D’Angelo, das im November fünfjähriges Jubiläum feiert. Mit „Chez Toi“ war die Reise dann fast zu Ende. „Chez toi, das heißt bei dir“, erklärt Leroi. „Ein schöner Besuch, bei dem man
zusammen isst, trinkt und Musik macht“. Das ist auch eine passende Beschreibung für den gelungenen Abend im Hemshof. Die 160 begeisterten Zuhörer erklatschten sich am Ende noch zwei
Zugaben.
KULTUR
POPBEEINDRUCKEND VIELSEITIGES ZWEITES ALBUM VON LES PRIMITIFS
Klein, aber absolut
oho
Schon das erste Lied setzt ein Ausrufezeichen: „Walkürchen“ ist eine Bearbeitung von Richard Wagners bombastischem „Ritt der Walküren“ mit den verspielten Mitteln von Tango,
Tarantella, Musette und sonstigen Walzern. Das Warten hat sich also gelohnt auf die zweite Platte des Mannheimer Quartetts Les Primitifs, die sieben Jahre nach dem Debütwerk „Histoire d ‘un amour“
erscheint.
Der Albumtitel „Petit“ (klein) ist in vielfacher Hinsicht doppelbödig. Zum einen, weil es sich trotz knapp 60 Minuten Spielzeit um eine ausgewachsene Doppel-CD mit 14 ausgesprochen
ausgereiften, vielfältigen Instrumental-Titeln handelt. Zum anderen gibt es für die Protagonisten wenig Anlass, sich kleinzumachen: Schließlich zählen Schlagzeuger Erwin Ditzner, der vielseitige
Bläser Matthias Dörsam, Bassist Michael Herzer und Akkordeon-Spezialist Laurent Leroi zu den profiliertesten Musikern der Region. Zumal Les Primitis 2011 quasi als Nachfolgeformation der auch
international renommierten Band Mardi Gras.bb gegründet wurden.
Schwarzweißes Kopfkino
Und dieses in vielen Stilarten versierte Quartett weiß genau, wie wichtig Petitessen in der Musik sind – also vermeintliche Kleinigkeiten wie Pausen, minimale Verzögerungen,
Beschleunigungen oder Abbremsen. Genau wie in den Tänzen, die Les Primitifs mit aller Raffinesse variieren („Moldavian Hora“, „Hans Série Moire“). Da klingen auch Swing, Jazz und vor allem viele
cineastische Elemente an, die auch ohne Worte Bilder aus Schwarzweiß-Filmen mit Humphrey Bogart und Co. im Kopf entstehen lassen. Die Schlussnummer „Chez Toi“ klingt nach Ditzners vertrackten
Rhythmen und Dörsams expressivem Saxofon in der Strophe im Hauptthema sogar nach Hippie-Folkrock-Idylle. Live gibt es das erstmals am 26. Mai, 20 Uhr, im Cinema Paradiso & Arte in Ludwigshafen zu
hören. Karten: 14 Euro.
punkt Dudenhofen“ mit dem ersten Singlehit „Ei Gude wie“
1983
Für „Volle Lotte“
1983
nahmen die Rodgaus Klas- siker auf, die bis heute
Bestand haben wie „Der kleine Pirat“ und „St. Tropez am Baggersee“. Mit „Die Hesse komme!“ gelingt ih- nen die inoffizielle Landeshymne, und der Rest der Republik staunt: Rhein-Main schlägt zurück
und kann Rock’n’Roll.
1983 lädt der
legendäre
Konzertimpressario Fritz Rau die Monotones ein, beim
Open Air auf dem Bieberer Berg neben Joan Baez, Santana und Bob Dylan aufzutreten.
1984 kommen
rund
20 000 Besucher zum „Pampa Power“-Festival ins FSV-
Stadion am Bornheimer Hang.
1985 zeigen sich die
Rod-
gau Monotones auch poli- tisch aktiv, gehören zur Band
für Afrika („Nackt im Wind“), dem deutschen Beitrag zu Live Aid Konzert, und sind beim Anti- WAAhnsinns-Festival neben den Toten Hosen und Herbert Gröne- meyer gegen die Wiederaufberei- tungsanlage
Wackersdorf dabei.
1990 verlässt
Henni
Nachtsheim die Band, um mit Gerd Knebel das Comedy- Duo
Badesalz zu gründen. Für ihn kommt Kerstin Pfau zur Band.
2003 feiert die Band
„Sil-
berhochzeit“ mit den alten Freunden von Flatsch!, Hob
Go- blin und den Crackers.
Zum 30-jährigen
Bestehen
2008 im ausverkauften Amphitheater Hanau kommen als
Gäste unter anderem Anne Haigis, Jürgen Zöller und Wolf- gang Niedecken. Das neue Al- bum heißt bezeichnenderweise „Ein Leben für Lärm“.
Als „unzerstörbarer
Ana-
chronismus“ (Ali Neander) geben sich die Rodgau Monoto-
nes selbstironisch wie selbstbe- wusst, nennen ihr letztes Album bis dato „Genial“, wissen „Das macht uns keiner nach“, haben „Immer noch Spaß“, geben „Vollgas“ und freuen sich: „Wie geil ist das
denn“ ... Das ist und bleibt der „Rodgau Style“.�dek
Fetter Sound mit alten Nasen
40 Jahre Rodgau Monotones: Eine Kultband beginnt ihre – nach hinten offene – weltweite
Abschiedstournee
RODGAU�Vier
Jahrzehnte auf der Bühne: Den Rodgau Monotones ist das Kunststück geglückt. Seit 1978 ist die Band zusammen – und das in fast unveränderter Zusam- mensetzung. Ihre größten Er- folge feierten die
Monotones in den 1980er Jahren, doch auch im betagten Alter ist es noch längst nicht still um sie geworden. Frontmann Peter Osterwold erinnert sich im Interview mit Michael Bauer (dpa) und blickt
nach vorn.
Wie haben es die Monotones geschafft, 40 Jahre lang zu- sammenzubleiben, ohne dass man
sich so auf die Ner- ven geht, dass die Band aus- einanderbricht?
Es macht nach wie vor un- heimlich Spaß, mit den alten Nasen Musik zu machen. Wir hatten nach
Henni Nacht- heims Weggang ein Jahr Pau- se. Doch es gab immer wieder Nachfrage, und wir haben überlegt, wie es weitergeht. Dann haben wir in einer Sil- vesternacht unsere Kerstin (Pfau) gehört,
sie war damals 19 Jahre alt. Die haben wir einfach angesprochen. Sie war großer Monotones-Fan und kannte zum Glück die meisten Texte. Dann haben wir eine Probe mit ihr ge- macht und ein Bandfoto,
und somit war sie dann Mitglied.
Wie erklärt sich der Erfolg über so viele Jahre?
Ich denke, das Publikum spürt, dass wir auf der Bühne Spaß haben. Wir haben schon viele Bands
erlebt, die sind links von uns hoch, wa- ren groß in den Charts und den Fernsehsendungen, und die kamen dann auch irgend- wann rechts von uns wieder runter. Wir sind immer so vor uns hingedümpelt.
Ich kenne außerdem keine Band in Deutschland, die zwei so tolle Gitarristen hat und so einen fetten Sound auf die Bühne bringt und die sich auch noch so gut versteht.
Was sind Ihre persönlichen Lieblingsstücke?
„Hesse komme“ ist ein Muss - das ist so wie „Satisfaction“ bei den Stones. Aber das macht nix, das
macht nach wie vor immer Riesenspaß. Und „Normale Härte“ ist ein Stück, das mir auch gut ge- fällt und das über die Jahre
besser geworden ist. Und au- ßerdem haben wir so viele Balladen, damit könnten wir eine eigene CD
füllen. Wir haben uns immer wieder ein- mal überlegt, ein solches Al- bum zu Weihnachten heraus- zubringen.
Was waren in den 40 Jahrendie Höhepunkte?
Das erste große Ding war si- cherlich unser Auftritt am Bieberer Berg in Offenbach mit Santana,
Bob Dylan und Joan Baez. Das war der Knal- ler. Und natürlich die großen Festivals in den 80er Jahren zum Beispiel mit Deep Pur- ple, Marius Müller-Western- hagen und Herbert Gröne- meyer. Und das
Festival 1986 in Wackersdorf vor rund 90 000 Leuten war natürlich der Hammer. Aber es gab auch viele, viele wunderbare Festzelt-Auftritte. Nicht zu vergessen ist der Auftritt 1985 beim „Rockpalast“ in der Essener Grugahalle. Da hatten wir vorher am glei- chen Abend noch eine Fern- sehaufzeichnung bei „Einer
wird gewinnen“ mit Hans- Joachim Kulenkampff. Da ha- ben wir „Hallo, ich bin Her- mann“ kredenzt und sind dann im kleinen Privatflieger von Saarbrücken nach Essen geflogen.
Ging denn immer alles glatt auf der Bühne?
Bei unserem Auftritt in Wa- ckersdorf wurde der Strom, wie damals üblich, von riesi- gen
Generatoren geliefert. Da hatten die Spezialisten tat- sächlich vergessen, Diesel nachzukippen, und plötzlich kam nichts mehr aus der An- lage. Wir haben dann unplug- ged für die ersten drei
Reihen gemacht (lacht), bis wir wie- der Strom hatten. Und bei ei- nem Konzert vor ein, zwei Jahren irgendwo im Osten ist dann tatsächlich für eine gan- ze Stunde komplett der Strom ausgefallen.
Dort stan- den überall Kerzen, und wir haben fast unser ganzes Kon- zert mit akustischen Instru- menten gespielt. Der Mob (Schlagzeuger Jürgen Bött- cher) hat sich aufs Cajon ge- setzt, Ali (Gitarrist Albrecht Neander) in die Wandergitar- re gegriffen. Die Leute fan- den’s klasse
(lacht).
Vergessen Sie auch mal Textpassagen?
Natürlich. Ich habe schon im- mer meinen Notenständer mit den Texten dabei; der ge- hört dazu.
Das Komische ist ja: Wenn man auf die Bühne geht, schaltet man beim Sin- gen so eine Art Autopilot ein und die Texte sind da. Wenn man aber dann während des Singens anfängt, über die Texte
nachzudenken, dann geht das schon mal in die Hose. Aber Kollegin Kerstin ist sehr textsicher und springt dann auch mal ein.
Hat es die Monotones mitun- ter geärgert, in die „Mund- art-Rocker“-Schublabe ein- sortiert zu
werden?
Am Anfang war es ein biss- chen komisch. Da hieß es im- mer, wir seien die
„hessichen BAP“. Zunächst mal bin ich gar kein Hesse...
Sondern?
Ich wurde in Wolfenbüttel im schönen Niedersachsen gebo- ren, wo man richtig Hoch- deutsch
spricht. Henni zum Beispiel ist in Wuppertal auf die Welt gekommen, Ali in Hamburg und Kerstin in Saar- louis. Man fühlt sich im Lauf der Jahre schon als Hesse, und das ist auch alles prima. Aber
wir singen ja nicht durchweg hessisch. Das könnte ich auch gar nicht, und das ist dann auch gar nicht so lustig. Bei „Ei Gude wie! Wo machst’n hie?“ ist diese Zeile beispielsweise auch das einzige
Hessische. Bei „Erbarme“ ist nur der Rap hessisch. Um auf die Frage zu- rückzukommen: Früher hat das mit den „hessischen BAP“ etwas genervt, mittlerweile ist mir das
egal.
Wie geht es denn weiter?
Ich habe heute beschlossen: Das Konzert zum 40-jährigen Jubiläum wird das erste von unserer
weltweiten Ab- schiedstournee ...
Wie bitte?
...die aber nach hinten offen ist. (lacht herzlich)
Irgendwie sind doch zurzeit alle auf Ab- schiedstournee: Elton John, die Stones...
Also gibt es doch Chancen für eine goldene Hochzeit?
Solange wir das in irgendei- ner Form hinkriegen, warum nicht? Ich werde dieses Jahr 68. Ich weiß
nicht, ob ich in zehn Jahren noch in der Lage bin. Die Monotones-Songs sind aber für meine Stimme
nicht so anstrengend wie bei- spielsweise die von Deep Pur- ple mit meiner Coverband „Die Bärbel
im Rock“.
Und die anderen Band-Mitglieder?
Die Kerstin ist die Jüngste von uns, die wird das mit Sicher- heit noch können. Im Mo- ment
haben jedenfalls alle noch Bock. Anstrengend ist das natürlich immer für den Schlagzeuger, aber der Mob hält sich fit, der macht ja Sport.
Wer jetzt noch auf die glorreiche Idee kommt, sich mal eben Karten für das Jubilä- umskonzert der Rodgau Mo- notones am 10. März zu be-
sorgen, wird kein Glück ha- ben. Die Stadthalle Offen- bach ist seit Wochen ausver- kauft, 4000 Fans werden er- wartet. 23 Musiker sollen bei der Geburtstagsause dabei sein, die illustren Gäste,
die mit den Boogie-Brüdern mit ihrer Soulschwester auf der
Tief verwurzelt: Die Rockband Rodgau Monotones in Jügesheim mit Peter „Osti“ Osterwold (von links),
Raimund „Ray“ Salg, Kerstin Pfau, Joachim „Joky“ Becker, Jürgen „Mob“ Böttcher, Albrecht „Ali“ Neander und Matthias Dörsam.�Foto: dpa
besser geworden ist. Und au- ßerdem haben wir so viele Balladen, damit könnten wir eine eigene CD
füllen. Wir haben uns immer wieder ein- mal überlegt, ein solches Al- bum zu Weihnachten heraus- zubringen.
genen Platten und aus mei- nen Konzerten nicht mehr wegzudenken, das Rödel- heim Hartreim Projekt
schon seit über 20 Jahren wieder aufgelöst und die Monotones immer noch da. Ich wünsche Euch von Herzen nur das Bes- te zum 40., danke Euch fürs Dabeihaben und trinke auf die nächsten 40! Euer
Moses.“
Und dann grüßt noch Produzent Jürgen Zöller, Sänger und Schlagzeuger:
„Erst mal herzlichen Glückwunsch zum bis- her Erreichten. Ihr habt Euch von nichts und niemandem beirren lassen, als Band zu- sammenzubleiben unter dem Motto: Als weider! Und
dafür
NAHAUFNAHME
Danke für
den Riesenspaß
„Ihr habt den Namen Rod- gau weit über unsere Stadt- grenzen hinaus bekannt ge- macht und Euch damit
den Ehrentitel „Rodgaus be- kannteste Botschafter“ ein- gehandelt. Ich find’s gut! Danke für Eure Kunst, Eure Musik, Eurem Mut, „Hessen- rock“ zu machen und den Riesenspaß, den Menschen mit Euch auf
Euren Konzer- ten haben.“
Jürgen Hoffmann, Bür- germeister Rodgau
Sehhilfen und Viagra
„Wünsche den Monotones alles Gute und freue mich schon auf den Gig zum 50. Ich werde mich dann frei-
willig an den Merchandise- Stand stellen, wo Sehhilfen, Viagra, Hämorrhoiden- creme, grüne Soße und ZZ- Top-Treppenlifte verkauft werden. Also auf weitere 40.“
Gerd Knebel, Comedian (Badesalz), Musiker (auch in „Die Hesse komme“ zu
hören)
Ich ziehe
alle meine Hüte
„40 Jahre Rodgau Monoto- nes. Wahnsinn! Und dabei immer dermaßen authen- tisch geblieben und zur ech-
ten „Marke“ geworden. Das geht wohl nur, wenn man mit Freunden Musik macht. Ich ziehe alle meine Hüte. Respekt!“
Martin Meinschäfer, Ex- Sänger von Hob Goblin („Pampa Power“, FSV-Sta- dion,
1984)
Noch jedes Lied auswendig
„Fluchtpunkt Dudenhofen“ war meine erste Schallplat- te. Ich kann immer noch je- des Lied auswendig
mitsin- gen.“
Tarek Al-Wazir, Hessens Wirtschaftsminister
Bühne stehen sollen, werden vorher nicht verraten. Gut dreieinhalb Stunden soll das Spektakel
dauern. Um Mitter- nacht ist Schicht im Schacht. So steht es im Mietvertrag. Viele alte Freunde und Weg- gefährten werden vorbei- kommen, um Happy Birth- day zu wünschen. Unsere Zei- tung hat vorab
schon einmal Grußbotschaften an die Musi- ker gesammelt.
S „Ich erinnere mich genau, wie ich Ende 1992 eine Nach- richt auf meinem Anrufbe- antworter (nee, nicht Mobil- box, ich meine so
eine Art
bewundere ich Euch, Ihr seid über all diese Jahre eine ver- schworene Gemeinschaft ge- blieben.
Am besten zu erken- nen, wenn Ihr auf der Bühne seid und rockt, dass de Bob- bes bibbert! Ich bin glücklich, dass wir eine wunderbare Zeit im Studio hatten und so- gar eine Hymne dabei raus- kam.
Ich liebe Euch!“�dek/ Fotos: Kinsler/dpa
o gratuliert etwa Moses Pelham, Rapper, Produ- zent und Labelchef (3p):
Das Rock-Ereignis in Rhein-Main
„Kaum hatte ich zehn Jahre Radio hinter mir, da wies mich ein Hörer hin auf DAS Rock-Ereignis in
Rhein- Main: Die Rodgau Monoto- nes! Und schon war ich auch hingerissen. Erbarme, ich bin Hermann, ich steh auf frauenfeindliche AC/DC-Stü- cke. Welch ein Gesamtwerk bis jetzt! Weiter so, Girl and
Boys, mit der Rockschau aus dem Rodgau!“
Werner Reinke, Mode- ratoren-Legende
Dem Kommerz nie gebeugt
„Die Rodgaus sind in all den Jahren immer eine befreun- dete und vertraute Band ge- blieben. Ihr Sound
ist unver- wechselbar, ihr Stil einzigar- tig, und sie haben sich nie dem Kommerz gebeugt, in- dem sie sich dem Mainstre- am angepasst hätten. Love & respect!“
Wolfgang Niedecken, Sänger und Gitarrist von BAP
Kopf an Kopf
mit Heinz Schenk
„Wer den Olymp des „Rock- palasts“ in der ARD erklom- men und dabei hessische Schnodderschnauzen mit
erstklassiger Rockmusik in den Orbit getragen hat, ver- dient höchste Anerkennung. Kopf an Kopf mit Heinz Schenk. Die Band hatte und hat erstklassige Musiker am Start und ist so bodenver- haftet
geblieben wie am ers- ten Tag.“
Jörg Bombach, langjäh- riger hr3-Wellenchef, Moderator „Hessenquiz“
40 JAHRE RODGAU
MONOTONES
BILD
erklärt Hessens
kultigste Band
Die Rodgau Monotones feiern 40. Geburtstag! Ihre Musik hat Kultstatus in Hessen
Foto:
www.vincenzomancuso.com
von: JÖRG ORTMANN veröffentlicht am
Rodgau – Sie gehören zu Hessen wie das Gerippte zu Frankfurt: Die Rodgau Monotones.
Die Band probt bis heute in Rodgau! Dort ist ihr Probenraum Foto: www.vincenzomancuso.com
Die Kultband feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Krönt ihr Gold-Jubiläum mit einem Abschiedskonzert am 10.
März in der Offenbacher Stadthalle. Restlos ausverkauft (BILD berichtete).
Klar! Alle wollen die coole Kombo sehen: Sieben Musiker, die unserem Bundesland 1984 seine heimliche Hymne schenkten, denn
„Die Hesse komme“ kennt wirklich jedes Kind.
Doch was machen die Bühnen-Stars im echten Leben? Nicht alle sind Profi-Musiker.
Die Rodgau Monotones von 1 bis 7
Foto: www.vincenzomancuso.com
1. Peter Osterwold (67, Sänger)
Er lebt in Rödermark: Er ist Rentner. Er machte in den 60ern eine Schriftsetzer-, dann eine Schreiner-Lehre. Zuletzt schmiss er mit Frau
Birgit ein Kleintransportunternehmen. Jetzt gibt's nur noch Entspannung und Musik.
2. Joachim „Joky“ Becker (62, Bassist)
Joachim lebt in Rodgau, widmet seine Aufmerksamkeit komplett Musik-Instrumenten. Er betreibt in Jügesheim eine Musikwerkstatt und macht,
dass alles wieder gut klingt, was krächzte und knarrte.
3. Jürgen „Mop“ Böttcher (62,Schlagzeuger)
Böttcher lebt in Bad Soden. Er hatte früher volle Lockenpracht, deshalb ist sein Spitzname auch Mop! Inzwischen haben sich die Locken
verabschiedet. Jürgen arbeitet in einer Agentur als Designer.
4. Kerstin Pfau (48, Sängerin)
Kerstin wohnt in Eppertshausen: Nach 27 Jahren in der Band immer noch die Neue! Sie kam 1990 für Comedy-Star Henni Nachtsheim, der nach
12 Jahren ging. Kerstin gibt Musik-Unterricht, bringt Talentierten in einer Musikschule das Singen bei.
5. Albrecht „Ali“ Neander (59, Gitarrist)
Ali lebt in Frankfurt Schwanheim. Er ist Profimusiker und Musikproduzent. Sein Herz gehört u. a. dem Jazz. Neander gehört zu Frankfurts
renommiertesten Musikern.
6. Raimund Salg (63, Gitarrist)
Raimund lebt in Mühlheim: Er hat in den 70ern angefangen Physik und Mathematik zu studieren. Jetzt ist er ein Gitarren-Gott. Er chillt
gerne und hat ein Faible für Essen und für TV-Shows.
7. Matthias „Mattl“ Dörsam
(58, Saxophonist)
Dörsam lebt in Fürth (Odenwald). Mattl ist ebenfalls Profimusiker. Hat ein Tonstudio und schon an Alben für Pe Werner, Jens Bunge oder
Sydney Youngblood mitgearbeitet.
Starkenburger Echo 01.02.2018
Von Katja
Gesche
FÜRTH - Simbabwe gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Arbeitslosigkeit und eine hohe Inflation erschweren das Leben der Bevölkerung.
Die beschleunigte Landreform ab 2000, bei der weiße Farmer enteignet wurden, isolierte das Land international und führte zu Engpässen in der Lebensmittelversorgung. Einst die Kornkammer Afrikas, ist
Simbabwe heute das Armenhaus des Kontinents. Ob sich die Lage nach dem Sturz Mugabes im Herbst 2017 bessern wird, ist noch nicht abzusehen.
Um ein wenig zu helfen, haben sich engagierte Fürtherinnen und Fürther in der Afrikahilfe zusammengeschlossen. Sie unterstützen die Arbeit
der in Simbabwe aktiven Maria-Ward-Schwestern.
DER VEREIN
Schon von Beginn an unterstützten Fürtherinnen und Fürther das Wirken der Ordensschwester Theresia Fischer, die 1951 als Missionarin nach
Afrika aufbrach.1972 gründete Adelheid Dörsam den Verein „Aktion Rhodesien“.Seit 1984 heißt der Verein
„Fürther Aktion Afrikahilfe“. Vorsitzende ist Barbara Arnold. Sie übernahm die Nachfolge von Adelheid Dörsam. Der Verein hat rund 15 Mitglieder, wird
aber von weiteren Menschen der Region mit Spenden unterstützt. (kag)
Theresia Fischer macht den Anfang
Begonnen hatte alles mit Theresia Fischer aus Fürth, nach der heute der katholische Kindergarten der Gemeinde benannt ist, berichtet
Adelheid Dörsam, die die Geschicke des Vereins über 40 Jahre maßgeblich mitbestimmte. Theresia Fischer trat mit 21 Jahren den Maria-Ward-Schwestern bei. Der Orden wurde 1610 von Maria Ward mit dem
Zweck der Mädchenbildung gegründet. Offiziell heißt der Frauenorden seit 2004 Congregatio Jesu.
Schwester Theresia und vier weitere beherzte Ordensschwestern hatten angesichts der Bombardements im Zweiten Weltkrieg
versprochen, in Afrika Missionshilfe zu leisten, sollte ihr Konvent in Mainz verschont bleiben. 1951 lösten sie das Gelübde ein und brachen auf nach Rhodesien, dem heutigen Simbabwe.
Schon von Anfang an unterstützten hilfsbereite Fürther die Tätigkeit von Schwester Theresia und ihren Mitschwestern, schickten
Lebensmittel und sammelten Geld. Adelheid Dörsam, damals Handarbeitslehrerin, war dabei die zentrale Figur. Auch nach dem Tod von Schwester Theresia 1994 engagierten sich die Fürther
weiter.
Inzwischen ist aus der kleinen Schar Missionsschwestern in Afrika ein großer Ableger der Congregatio Jesu geworden. 42 der heute 44
Schwestern sind Afrikanerinnen. Sie betreiben und unterstützen in Simbabwe zahlreiche Institutionen und Projekte.
So besuchen rund 80 Kinder die Vorschule von Amaveni. 68 Kinder und Jugendliche leben dort im Children‘s House. Auch betreiben die
Maria-Ward-Schwestern in Mbizo eine Grundschule mit über 1000 Schülern. In Simbabwe kostet der Schulbesuch Geld und ist daher für ärmere Einwohner ohne Patenschaften und Spenden nicht
erschwinglich.
In Nesigwe existiert wiederum eine Sekundarschule in bischöflicher Trägerschaft, bei der eine Schwester als Vertreterin des Schulleiters
angestellt ist. Die Schüler dort nehmen Fußwege bis zu fünfzehn Kilometer auf sich, um die Schule zu besuchen – und das oft, ohne zuvor gefrühstückt zu haben. Daher versorgt die Schule die Kinder
jeden Tag mit warmen Speisen und Getränken.
Auch betreiben die Schwestern Kliniken wie die San Padre Pio Clinic in Norton sowie die St. Joseph Clinic in Chishawasha. In Chishawasha
gibt es außerdem ein Hostel für junge Frauen, die dort auf ihre Hochschulreife vorbereitet werden. Auch jene Frauen, die in den Orden eintreten, müssen eine Ausbildung absolvieren, um der
Gemeinschaft nützen zu können. 2016 bis 2017 gab es 19 jüngere Schwestern.
Aufruf zu Spenden statt Geschenken
All diese Arbeit möchte die Afrikahilfe unterstützen. Daher bieten Vereinsmitglieder auf dem Fürther Weihnachtsmarkt und dem
Johannismarkt Waren an, die zur Unterstützung der Maria-Ward-Schwestern verkauft werden. Darunter sind auch Handarbeiten und Schnitzereien aus Afrika. Außerdem ist es bei den Unterstützern der
Afrikahilfe üblich, zu Familienfesten oder Ehejubiläen Spenden statt Geschenken zu erbitten.
„Und dennoch“, stellt Adelheid Dörsam bedauernd fest, „wir müssen viel mehr tun, wenn man die Not dort sieht.“
Echo OHLINE Dieburg 12.02.201
Narrenpreis geht an die
Monotones
Von Klaus
Holdefehr
„HOLZISCH LATERN“
Beim närrischen Empfang des KV Dieburg wird eine Kultband ausgezeichnet
DIEBURG - Mit der „Holzisch Latern“ hat sich der Karnevalverein Dieburg 1982 eine besondere Auszeichnung geschaffen, mit der nicht nur
Verdienste um die Narretei gewürdigt werden, sondern auch der Einsatz für Volkskultur und Mundart – und gelegentlich sogar soziales Engagement und politischer Mut. Zum besonderen Glücksfall wird es,
wenn sich ein Laternenträger wie der Vorjahres-Preisträger Felix Prinz zu Löwenstein, Protagonist der Wende zum Öko-Landbau, als höchst begabter Büttenredner entpuppt. Bei der Laudatio auf den
diesjährigen Preisträger, die hessische Kultband „Rodgau Monotones“, stellte er dieses Talent abermals unter Beweis.
Die Laudatio hält Felix Prinz zu Löwenstein
DIE AUSZEICHNUNG
Die höchste externe Auszeichnung, die der Karnevalverein Dieburg vergibt, ist die „Holzisch Latern“ (hölzerne Laterne), die zur Ausstattung von „Verrer Gunkes“
gehört, einer Ur-Figur der Dieburger Fastnacht.
Die „Holzisch“ wird an Personen oder Institutionen vergeben, die sich in besonderer Weise um die Fastnacht oder die Mundart und Brauchtum verdient gemacht haben oder
denen „sonst irgendwie ein Licht aufgegangen“ ist. (aus)
Die höchste externe Auszeichnung, die der Karnevalverein Dieburg vergibt,
ist die „Holzisch Latern“ (hölzerne Laterne), die zur Ausstattung von „Verrer Gunkes“ gehört, einer Ur-Figur der Dieburger Fastnacht.
Die „Holzisch“ wird an Personen oder Institutionen vergeben, die sich in besonderer Weise um die Fastnacht oder die Mundart und Brauchtum verdient gemacht haben oder denen „sonst irgendwie ein Licht
aufgegangen“ ist. (aus)Der närrische Empfang des KVD am
Rosenmontag in der Römerhalle gab einen stimmungsvollen Rahmen für die Übergabe der Auszeichnung ab. 284 Gäste waren diesmal geladen, gut 80 Prozent dieser Einladung gefolgt, und was sie erlebten,
glich über weite Strecken einer Fastnachtssitzung, wenn auch ohne Gardetanz und Schlagersänger. Dafür gab es jede Menge Büttenreden. Und das waren keineswegs aufgewärmte Nummern aus dem Programm der
KVD-Fastnachtssitzungen, sondern originäre Produkte närrischer Kreativität, einige von auszeichnungswürdiger Qualität.
Für zwei Akteure war der Bühnenauftritt beim Empfang eine Premiere: für Günter Hüttig, den neuen Präsidenten des KVD, und Frank Haus, den
neuen Bürgermeister von Dieburg. Der hat früher selbst in einer Band gespielt und erinnerte sich nun öffentlich an einen Auftritt mit den „Rodgaus“ von 25 Jahren auf dem Schlossgartenfest, wo die
Dieburger sich ihren Anteil am Backstage-Angebot erhofften, aber irgendwie doch nicht in Champag-nernähe gekommen sind. Deshalb gebe es für die Ehrengäste nun auch nur Wasser, scherzte er.
Aber der Reihe nach. Nach der Begrüßung durch den KVD-Präsidenten und das erst am Sonntag inthronisierte neue Dieburger Prinzenpaar
Andreas und Julia ging Stadtverordnetenvorsteher Harald Schöning in die Bütt. Was er da wohlgesetzt zusammenreimte, war ein vorweggenommener Rückblick auf das Jahr 2018, mit der Einführung einer
Feiersteuer, und dem Bürgermeister Achim Grimm aus der Nachbargemeinde Groß-Zimmern als Träger der Holzisch Latern 2019, in gut abgemessene Reime gefasst und mit dem diesjährigen Motto (2+0+1+8 = 11
= Fassenacht) auf den Refrain gebracht. Schönings Vorschlag fürs kommende Jahr: „2+0x1+9 – Auf Fastnacht soll sich jeder freun“.
Nachdem Haus in der Bütt war, sprachen Repräsentanten der Partnerstädte Aubergenville und Mlada Boleslav Grußworte. Landrat Klaus
Peter Schellhaas, künftiger Dieburger, schenkte der Stadt in Anspielung auf seinen künftigen Wohnort einen rollenden Burgwegbaum, Grimm gab einen Zimmerner, der dazu verhext ist, die Nachbarstadt
Dieburg zu loben, Pfarrer Vogl den als Tannenbaum verkleideten Protokoller mit deftigem Wortwitz.
Als Laudator stellte Felix Prinz zu Löwenstein Überlegungen zu der Verlegenheit an, in die sich der KVD mit seiner Auszeichnung 2017
gebracht hat. Mit den Fastnachtsprinzen seien es dann nämlich schon zwei gewesen, und das sei nur schwer zu toppen, eigentlich nur mit einer größeren Truppe, einem Haufen, einer Band. Und da es mit
den Rolling Stones nicht so recht geklappt hat, habe man eben den Rodgau Monotones den Vorzug gegeben.
Die machen seit 40 Jahren zusammen Musik, wenn auch mit einigen Wechseln in der Besetzung. Neben dem Erfolg „Die Hesse komme!“ sind Titel
wie „Ei Gude Wie“ und „Hallo ich bin Hermann“ echte Klassiker geworden. Mit der Verleihung der „Holzisch Latern“ für Verdienste um die hessische Mundart schließt sich für die Band nun ein Kreis. Denn
der erste Auftritt der Rodgau Monotones fand zur Fastnacht 1978 statt.
Die Band bedankte sich in kleiner Besetzung mit „Ei Gude wie“, „100 Fässer grüne Sauce“ – und der Hymne „Dieburg über alles“.
Dieburg - Die Rodgau Monotones haben heute die höchste externe, also nicht an eine Mitgliedschaft gebundene Auszeichnung des Karnevalvereins Dieburg (KVD) erhalten:
die „Holzisch Latern“.
Beim Närrischen Empfang des mit 1800 Mitgliedern größten deutschen Karnevalvereins und der Stadt Dieburg übergab KVD-Präsident Günter Hüttig die „Hölzerne Laterne“ an
die Bandmitglieder Peter Osterwold, Kerstin Pfau, Matthias Dörsam und Raimund Salg (von links). Die Monotones, wie sie kurz genannt werden, feiern dieses Jahr ihr 40.
Bühnenjubiläum. Dies und ihre Verdienste um die hessische Mundart waren der Anlass für die
Auszeichnung
Die Laterne wird seit 1982 an Personen oder Institutionen vergeben, die sich um die Fastnacht oder Mundart und Brauchtum verdient gemacht haben oder denen „sonst
irgendwie ein Licht aufgegangen ist“. Frühere Preisträger sind neben lokalen Persönlichkeiten auch Prominente wie Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm, Spaßmacher Bodo Bach oder
„heute-show“-Choleriker Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht.
Dieburger Karnevalvereins zeichnet Hessen-Kultband aus
„Holzisch Latern“ für die Monotones
40 Jahre Rockmusik auf Hessisch: Die Rodgau Monotones sind längst Kult. Für ihren Musikstil und ihre Verdienste um die hessische
Mundart erhalten sie am Rosenmontag die Holzisch Latern des Karnevalvereins Dieburg. Hier posieren die Monotones, wie sie kurz genannt werden, vor dem Wahrzeichen von Rodgau-Jügesheim, dem Wasserturm
an der B45 zwischen Dieburg und Hanau.
Dieburg - Die höchste externe Auszeichnung des Karnevalvereins Dieburg (KVD), die Holzisch Latern, erhalten in diesem Jahr die
„Rodgau Monotones“. Die hessische Kultband feiert 2018 ihr 40. Bühnenjubiläum.
Mit ihrem Hit „Erbarme – die Hesse komme“ erlangten die Monotones, wie sie kurz genannt werden, nicht nur Kultstatus sondern standen auch
kurz davor, dass dieser Erfolgstitel zur offiziellen Hessen-Hymne auserwählt wird. Ein Politikum verhinderte dies. Dennoch ist dieser Song den meisten Hessen wesentlich bekannter als die nun gültige
Hessen-Hymne. Er läuft unter anderem auch vor jedem Heimspiel von Eintracht Frankfurt im Stadion.
Nun sind die Rodgau Monotones die Träger der Holzisch Latern des Jahres 2018. Dies teilte das Prinzenkomitee des KVD gestern Abend mit.
Ihren Namen gaben sich die Gründungsmusiker in Bezug auf ihre Heimatstadt Rodgau. Alle Gründungsmitglieder um Frontmann und Sänger Peter „Osti“ Osterwold sind auch
heute noch in der Formation mit dabei. Albrecht „Ali“ Neander und Raimund „Ray“ Salg an Gitarren, Joachim „Joky“ Becker am E-Bass und Jürgen „Mob“ Böttcher am Schlagzeug haben auch nach 40 Jahren
noch Spaß an der Musik, die sie über die hessischen Grenzen hinaus bekannt gemacht haben. Hinzugekommen sind Sängerin Kerstin Pfau (seit 1991) und Saxophonist Matthias „Mattl“ Dörsam (seit
2002)
Neben „Die Hesse komme!“ sind die Titel „Ei Gude Wie“, „St. Tropez am Baggersee“ oder „Hallo ich bin Hermann“ echte Klassiker geworden. „Hallo ich bin Hermann“ wurde
in der Zeit produziert als Henni Nachtsheim zur Band gehörte, der später mit dem Duo Badesalz in der Comedy-Szene weitere Erfolge feiern konnte. In ihren frühen Jahren machte die Band auch des
Öfteren im Dieburger „Biergarten“ an der damaligen Fachhochschule Station. Viele werden sich an die Auftritte – meist zur Freilufteröffnung am 1. Mai – erinnern.
Zudem waren die Monotones bei zahlreichen Hessentagen zu Gast. 1983 nahmen sie an einem Festival im Stadion auf dem Bieberer Berg in Offenbach mit Santana, Bob Dylan
und Joan Baez teil. Ein ganz besonderes Erlebnis für die Lokalmatadoren. Im Juli 1986 hatten sie einen Auftritt mit Herbert Grönemeyer und den Toten Hosen bei einer Demonstration gegen die geplante
atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf. In der ARD-Quizsendung „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff und im Anschluss daran im ARD-„Rockpalast“ spielten die Rodgau Monotones
vor einem bundesweiten TV-Publikum.
Mit der Verleihung der Holzisch Latern schließt sich nun ein Kreis. Denn der erste Auftritt der Monotones fand zur Fastnacht 1978 im „Roxy“ in Offenbach statt – als
Pausenfüller. Und nun, 40 Jahre später, kommt zur Dieburger Fastnacht die Verleihung der Holzisch Latern, und zwar die mit der Nummer 37. Am 10. März gibt die Band übrigens ein großes – bereits
ausverkauftes – Jubiläumskonzert in der Stadthalle Offenbach.
„Zum 40-jährigen Jubiläum gratuliert der Dieburger Karnevalverein den Rodgau Monotones besonders herzlich“, teilt der KVD mit. Und weiter: „Die Rodgau Monotones
erhalten aufgrund ihrer Verdienste um die hessische Mundart in Verbindung mit ihrem besonderen Musikstil die Holzisch Latern am Rosenmontag 2018 im Rahmen des Närrischen Empfangs in der Römerhalle.“
Die Laudatio auf die Band wird der Vorjahres-Laternenträger, Felix Prinz zu Löwenstein aus Habitzheim, halten.
Der Karnevalverein Dieburg ist mit etwa 1800 Mitgliedern der größte – mitgliederstärkste – Karnevalverein in Deutschland. Die höchste externe, also nicht an eine
Mitgliedschaft gebunde, Auszeichnung, die der KVD seit 1982 vergibt, ist die Holzisch Latern (Hölzerne Laterne). Diese wird an Personen oder Institutionen vergeben, die sich in besonderer Weise um
die Fastnacht oder die Mundart beziehungsweise das Brauchtum verdient gemacht haben oder denen „sonst irgendwie ein Licht aufgegangen“ ist.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören bekannte Persönlichkeiten wie zum Beispiel Fußballtrainer Klaus Schlappner, Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm oder
Spaßmacher Bodo Bach. Aber auch lokale und regionale Personen und Gruppen erhielten die „Latern“: Schafsmaler Hans Peter Murmann, das Kikeriki-Theater Darmstadt oder „dibborsch.de“-Macher Berti
Grimm. (re)
Echo ONLINE Fürth 27.01.2018
Matthias Dörsam – ein Leben für die Musik
Von Katja
Gesche
FÜRTH - „Wenn man sich fragt, ob man Musik studieren soll, sollte man es lassen.“ Matthias Dörsam, auch Mattl genannt, ist Musiker,
Komponist und Musikproduzent. Er musste als Junge nicht überlegen, ob er den Weg zum Profimusiker einschlagen sollte. Eine Alternative habe es für ihn nie gegeben. „Ich kann nur Musik“, lacht
er.
Schon früh zeigte sich bei ihm ein außergewöhnliches Talent. Seine Instrumente sind vor allem Klarinetten und Saxofone; stilistisch ist
Dörsam vielseitig und spielte schon alles – von Klassik bis Free Jazz, von Rock und Pop bis hin zu Blasmusik.
Matthias Dörsam wurde 1960 als eines von fünf Kindern der Familie Dörsam geboren. Die ersten Jahre
verbrachte die Familie in Mannheim, später zogen sie nach Fürth in den Odenwald. Mit seinen Brüdern Adax und Franz-Jürgen, beide ebenfalls erfolgreiche Berufsmusiker, steht er als Trio 3D auf der
Bühne.
Seit 2000 bei den Rodgau Monotones
„Unsere Eltern haben uns immer sehr unterstützt“, sagt Dörsam. Sein Hauptinstrument war zu Kinderzeiten die Klarinette. Die spielte er so
gut, dass er eine Sondergenehmigung erhielt, schon nach der mittleren Reife an der Musikhochschule Mannheim sein Studium zu beginnen. „Dieser Weg stand bei musikalischer Hochbegabung offen; es war
schwierig, aber es ging“, erklärt der Musiker.
Dem ersten Studium in Mannheim folgte ein zweites für die Flöte. Der weitere Berufsweg in der klassischen Orchestermusik schien dem jungen
Dörsam vorgezeichnet. Dann aber hatte er ein musikalisches Erweckungserlebnis bei einem Konzert mit dem italienischen Jazzpianisten Enrico Pieranunzi. „Das hat mich so umgeworfen“, ist er noch heute
begeistert. Er beschloss, das Risiko einzugehen und einen musikalischen Stilwechsel zu wagen. In Bern studierte er Saxofon, Komposition und Jazz. Außerdem absolvierte er in der Schweiz ein
Pädagogikstudium; doch unterrichtet hat er, von gelegentlichen Jazzkursen abgesehen, nicht. Zu ausgefüllt ist sein Tag mit Musizieren, Komponieren, Arrangieren und Aufnahmen.
Der Sprung ins kalte Wasser einer neuen Ausbildung, den er mit dem Schweizer Studium gewagt hatte, zahlte sich aus. Die Liste der Bands
und Projekte, an denen Matthias Dörsam in den vergangenen Jahrzehnten mitwirkte, ist lang. Das zeigt allein schon die Sammlung von 170 CD-Covern in seinem Tonstudio. Bei all diesen Aufnahmen hat er
mitgewirkt. Rund 400, schätzt er, sind es in seinem Leben insgesamt schon gewesen. Darunter sind die Rodgau Monotones, bei denen er schon seit dem Jahr 2000 mitspielt, aber auch De-Phazz. Er stand
mit Clemens Bittlinger ebenso auf der Bühne wie mit Pe Werner oder Jule Neigel. Er wirkte außerdem in der Big Band des Hessischen Rundfunks oder bei den Stuttgarter Philharmonikern mit. Mit der
„Intensiv-Station Band“ und „Schlag auf Schlag“ gestaltet er regelmäßig Radio- und TV-Shows für den WDR, NDR und SWR. 160 Gigs absolviert er normalerweise im Jahr. Im heimischen Fürth betreibt er
außerdem das Laukas Tonstudio, wo er an eigenen wie auch an Aufnahmen anderer Künstler arbeitet.
Im Herbst 2008 eröffnete Dörsam außerdem die Studiobühne in Fürth. Es ist ein kleiner, aber feiner Veranstaltungsraum mit rund 60
Sitzplätzen. „Damit verdiene ich nichts, das ist reiner Hobbyismus“, sagt Dörsam. Aber ihm ist es wichtig, dass die Menschen vor Ort auch einmal Musik zu hören bekommen, die sie nicht kennen. „Die
Studiobühne soll neugierig machen“, so Dörsam. Unter anderem wird dem Jazz dort Raum geboten. Durch die vielen Kontakte zu anderen Künstlern ist es für Dörsam leicht, renommierte Musiker auf die
kleine Fürther Bühne zu locken. Ein interessiertes Stammpublikum und Musikkenner auch aus der weiteren Region füllen in der kleinen Veranstaltungsstätte oft alle Plätze. Dörsam ist dankbar dafür,
dass es für ihn ebenso wie für seine Brüder im schwierigen Geschäft der Berufsmusik so gut läuft. Wichtig ist für ihn, dass er sich künstlerisch ausdrücken und verwirklichen kann, betont
er.
„Threesome“ lädt zum Träumen ein
Odenwälder Zeitung - WESCHNITZTAL, 11.01.2018
Weschnitztal. Sie entstammen einer Fürther Musiker-Dynastie,
an deren Entwicklung sie selbst aktiv mitgeschrieben haben: die 3Ds, die drei Dörsams, Adax, Matthias und Franz-Jürgen. Seit einigen Jahren spielen sie als „Trio 3D“ auch zusammen, füllen
Kulturhallen, Kirchen, Gemeinderäume, Open-Air-Wiesen scheinbar nach Belieben. Ihr Beliebtheitsgrad, ihre Anziehungskraft ist ungebrochen. Ihre Vorlieben und Spezialinstrumente sind sehr verschieden.
Gemeinsam ist ihnen die Liebe zur Musik und ein selbstironischer Humor. Alle drei haben Musik studiert, Adax an den Saiteninstrumenten, Mattl an den Blasinstrumenten Saxofon und Klarinette und
Franz-Jürgen am Fagott.
Bei ihrem jüngsten Auftritt im ausverkauften
Bonhoefferzentrum in Hemsbach haben sie ihre neue CD vorgestellt. Es ist nunmehr die dritte, neben einer eigens zur Weihnachtszeit herausgebrachten CD. Sie heißt schlicht „Trio 3D – Threesome“. Ihre
Spezialität sind neben eigenen Kompositionen spannende, kreative und überraschende Arrangements zu bekannteren Stücken aus der Welt der Klassik, von Jazz und Weltmusik. Auf der jüngsten CD sind
Zitate aus China, Indien und Arabien gut herauszuhören.
Wie ein roter Faden ziehen sich durchnummerierte
Multiphone-Stücke aus der Feder von Matthias Dörsam durch die CDs, kurze Stücke, die immer wieder das gleiche Thema aufgreifen. Die Stücke sind mit Wortspielen überschrieben, wirken höchst traurig,
auch wenn es sich um die lachende Luna handeln soll, sind lustig wie beim Ragtime „Mhm“ von Adax Dörsam oder einfach verrückt wie beim Odd Song. Franz-Jürgen Dörsam lädt mit seinem schwerfällig
wirkenden Instrument zum „Gallop“ oder er hat die Prelude aus Richard Wagners „Tristan“ dreist umgesetzt.
Insgesamt ist es eine CD mit Musik zum Entspannen, zum
Meditieren, zur Unterhaltung und zum Amüsement, um im nächsten Stück mit einer ganz anderen Stilrichtung als Zuhörer wieder aus der Reserve gelockt zu werden. Ganz wichtig dabei sind die „special
guests“, insbesondere Sabrina Keller, die begnadete Fürther Sängerin, die mit dem Trio beim Steinbachwiesen-Festival eine rauschende Premiere gefeiert hat, mit dem „Laudate Dominum“ von Mozart.
Versteht sich, dass dieses Stück unbedingt mit auf die neue CD musste. Ihre Stimme ist wunderschön, die Musik geht unter die Haut.
Es gibt Stücke aus dem Bereich des Jazz oder der Popmusik,
die sind ohne Verstärkung nicht zu bewältigen: Dafür stehen Thomas Siffling mit seiner Trompete und Erwin Ditzner an den Drums. Rainer Hebenstreit bediente die Triangel. Versteht sich, dass die
Aufnahmen und die Mixarbeiten in den „familieneigenen Studios“ von Adax Dörsam in Nieder-Liebersbach und von Mattl Dörsam in Fürth vorgenommen worden sind. Gewidmet ist die CD dem tragisch und zu
früh verstorbenen Künstlerkollegen Uli Velte. Der besondere Dank der drei gilt einmal mehr „Mutter Adelheid“. Mattl Dörsam: „Sie ist unser größter gemeinsamer Nenner. Ihre Kommentare zu unserer
Arbeit sind immer sehr interessant.“ mk
Die CD ist erhältlich bei Matthias Dörsam, Telefon:
0175/5842448; E-Mail: matthiasdoersam@gmx.de; Adax Dörsam, 06209/3528; adax.doersam@t-online.de. Einige Exemplare liegen in der Buchhandlung am Rathaus in Fürth, Hauptstraße 16 sowie im Lesezimmer in
Rimbach, Bismarckstraße 17, aus.
Musik aus aller Welt
und vumm Ourewoald
ODENWÄLDER ZEITUNG - FÜRTH, 08.01.2018
Fürth. Die Bezeichnung „Mattls Wohnzimmer“ liegt nah. Die
Zahl an Tischen und Stühlen ist begrenzt. Die Fürther „Studiobühne“ in der Fahrenbacher Straße 22 umfasst alles in allem „nur“ 60 Sitzplätze. Freunde, Stammbesucher, Kenner anspruchsvoller Musik und
Kunst und der Hausherr selbst, der Veranstalter, Saxofonist, Klarinettist, Komponist und Arrangeur Matthias Dörsam, sehen dies mit einem lachenden und weinenden Auge. Manche Vorstellungen sind
ruckzuck ausverkauft, die Nähe zum Sitznachbarn ist unvermeidlich. Andererseits würde Dörsam seinen Künstlerfreunden „gern mehr an Gage bezahlen“. Jetzt feiert die Studiobühne bereits zehnjähriges
Jubiläum, mit einem Frühjahrs-/Sommerprogramm, das eine große Bandbreite an musikalischer Kunst einschließt.
Jazz, Blues, Chansons und Folk, Lesungen und Kabarett
spielten bisher eine fast ebenbürtige Rolle. Und manche Fürther erinnern sich noch zu gern an den wunderbar unterhaltsamen Abend mit Liedern von Caterina Valente, an den „Itsy Bitsy Teenie Weenie
Honolulu Strandbikini“. Namhafte Ensembles, insbesondere aus der breit gefächerten Jazzszene, legen Station in Fürth ein, bei einer Deutschlandtournee beispielsweise, auf ihrem Weg von Frankfurt nach
Stuttgart. Sie machen das ihrem „alten Freund“ Dörsam zuliebe, nutzen einen „Day off“ im Tourneeplan, wie es in der Musikersprache heißt.
Dörsam ist Mitglied zahlreicher Ensembles, bei den Rodgau
Monotones, bei „Les Primitifs“ oder im Werner-Acker-Roots-Quartett, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch im Fernsehen in der NDR-Produktion „Intensivstation“ war er bereits zu sehen. Als Gastgeber
hält er sich aber in der eigenen Studiobühne mit Auftritten zurück. Hier überlässt er den Platz gern anderen begnadeten Blasinstrument-Künstlern in anderen Formationen.
Begonnen hat alles vor zehn Jahren an einem strahlend blauen
Spätsommer-Sonntag im September zu einer Matinee mit Chansons des elsässischen Akkordeonisten Laurent Leroi, mit dem Dörsam noch heute in der Formation „Les Primitifs“ gemeinsam mit Erwin Ditzner und
Michael Herzer Freude bei den Auftritten hat. Dazwischen gab es jeweils zu Frühjahrs- und Herbstspielzeiten unzählige Gastspiele, Ausstellungseröffnungen mit künstlerischer
Umrahmung.
Aktuell sind in der Studiobühne original signierte Grafiken
von Horst Janssen zu sehen und käuflich zu erwerben. Wie die Butter auf das Brot gehören die in launigen Worten gehaltenen Begrüßungen des Hausherrn vor jeder Vorstellung einfach dazu. Doch es kommt
auch schon mal vor, dass er an diesem Abend selbst anderswo Verpflichtungen hat. Da springt sein Helferteam um Achim Nörber und Wolfgang Helfert ein, die ohnehin die Arbeit an der Theke und an der
Kasse übernehmen.
In der Studiobühne ist für viele Platz. Das zeigt das Oeuvre
zur aktuellen Spielzeit, bereits am Donnerstag, 25. Januar, um 20 Uhr. Mit der Band „Lichtenberg“ aus Ober-Ramstadt kommen fünf Jungs, die die Liebe zur Odenwälder Heimat und zum Mundart wieder
entdeckt haben. Ihr erster Internet-Hit war die „Scholze Gräit“, ein Lied, das auch in den Kneipen und bei Familienfeiern in „unserem Teil des Odenwaldes“ gern gesungen wird. In den nächsten Monaten
bis Juni folgen bekannte Jazz-Formationen, unter anderem aus Berlin, ein „jazziges West-Side-Story-Programm“ und ein Auftritt mit dem Werner-Acker-Roots-Quartett mit groovigem Jazz und
Rythm’n’Blues. mk
Dienstag, 10. April, 20 Uhr: Ken Peplowski, Christof Sänger,
Jazz wie bei Benny Goodman.
Sonntag, 13. Mai, 17 Uhr: „Operation Tandem“, Jazziges
West-Side-Story-Programm.
Donnerstag, 14. Juni, 20 Uhr: Werner-Acker-Roots-Quartett,
Grooviger Jazz und Rythm’n’Blues.
Kontakt: Studiobühne Fürth, Fahrenbacher Straße 22. Infos:
www.matthiasdoersam.de. Vorverkauf: Buchhandlung am Rathaus, Fürth; Lesezimmer Rimbach, Bismarckstraße.
Cross Over von Mozart bis Deep Purple
WEINHEIMER NACHRICHTEN
HEMSBACH, 08.11.2017
Threesome: Die drei Dörsam-Brüder stellten bei einem Konzert im Bonhoeffer-Gemeindezentrum ihre neue CD vor. Bild: Sascha Lotz
Hemsbach. Drei Brüder im Frack sind drei Musiker mit Leib und Seele. Matthias Dörsam (Saxofone, Klarinette), Adax Dörsam (Gitarren) und Franz Jürgen Dörsam (Fagott),
bekannt als Trio 3D, stellten am Sonntagabend ihr brandneues Album „Threesome“ im Bonhoeffer-Gemeindezentrum in Hemsbach vor. Die Dörsams präsentieren darauf eine bunte Mischung aus
Eigenkompositionen, Bearbeitungen und Weltmusik, die neben ihrer Virtuosität auch den Humor nicht zu kurz kommen lassen.
Sogar Richard Wagner und Franz Lehar gaben ihnen Ideen für besonders eindrucksvolle Arrangements. Ihr neues Album haben sie Ulrich Velte, einem kürzlich verstorbenen
Musiker und guten Freund gewidmet. Wie beliebt die drei sympathischen, völlig unkomplizierten Musiker sind, zeigte am Sonntagabend ein Gotteshaus, das fast bis auf den letzten Platz besetzt
war.
Es stimmte einfach alles an diesem zweistündige Cross-Over-Konzert aus Klassik, Romantik, Pop und Rock mit Gästen wie Albert Löffler am Sousafon und Rainer Hebenstreit
(Triangel). Das Publikum war gut gelaunt und geizte nicht mit Zwischenapplaus, die Akustik war, dank Rundbau-Architektonik, optimal, und nicht zuletzt sind es die Dörsams selbst, die nicht einfach
ihre Setlist abarbeiten, sondern ihr hohes instrumentales Können mit humorvollen Anekdoten und liebenswertem Geplänkel unter Brüdern würzen.
Und da alle drei im August geborene Löwen sind, fehlt es ihnen auch beim scherzhaften Streiten nicht an Temperament. Meistens tun sich die beiden Bläser-Brüder
zusammen, um Bruder Adax, den „armen Saitenkünstler“, ein wenig nieder zumachen. Denn eine Gitarre, so Franz Jürgen, kann unmöglich so viel Emotionen ausdrücken wie etwa die Klarinette oder gar das
Fagott, das eben viel näher am Gehirn gespielt wird. Doch Adax Dörsam belehrte seine Brüder eines besseren, als er in das französische Liebeslied „Plaisir d’amour“, wunderbar poetisch und gefühlvoll
für die Gitarre arrangiert, seine ganze Seele legte. Ebenso bestach der Saitenkünstler mit dem exotischen Titel „Raise the red lantern“, bei dem er seine Gitarre mit dem für japanische
Saiteninstrumente typisch ästhetischen und freien Klang spielte.
Wie schon erwähnt, ist auf dem Album auch Operettenkönig Franz Lehar anzutreffen. Spätestens als „Mattl“ Matthias Dörsam seine sonor klingende Bassklarinette zum
Singen brachte, war klar, dass es bei diesem Instrument nicht nur tiefe Töne gibt, sondern eine immense Melodienfülle, in die Gitarre und Fagott einstimmten. Und so wurde aus der Arie „Es ist nicht
das erste Mal“ aus dem „Land des Lächelns“ ein leichtfüßiges, betörend klangschönes Stück, das sicher auch Lehar gefallen hätte.
Einen weiteren musikalischen Leckerbissen bescherte Franz Jür- gen Dörsam mit einem Querschnitt durch Edward Griegs Werke, darun- ter die herrlich romantische „Mor-
genstimmung“ aus „Peer Gynt“, die mit dem warmen Ton des Fagotts und dem Einstimmen von Klarinet- te und Gitarre die bildhafte nordi-
sche Musik in ein musikalisches Kleinod verwandelte. Von Grieg ging es zu Wolfgang Amadeus Mo- zart und seinem „Laudate Domi- num“, wozu als Gast die Sopranistin
Sabrina Keller hinzu kam und dem Publikum einen weiteren musikali- schen Höhepunkt schenkte. Mit ih- rem silberhellen, glasklaren Kolora- tursopran meisterte sie jede hohe Phrasierung und verlieh
diesem Mozart-Psalm einen ganz besonde- ren Zauber.
Größer, aber auch reizvoller hätte der Kontrast nicht sein können, als sich Adax die E-Gitarre umschnallte und mit lang gezogenen Riffs einen kurzen Höllenritt
durch die Rockge- schichte, darunter „Smoke on the
water“, hinlegte. Und wieder wech- selte die Stimmung, als Matthias Dörsam zur Klarinette griff und das präsentierte, was er „Klarinetten- wunder“ nannte. Mit weich
fließen- den Linien und unendlichem Atem faszinierte er mit der Musik, die stets einem großen jüdischen Familien- fest gleicht, in der von Trauer, Schmerz bis zur ausgelassenen Freude einfach alles
an Emotionen vorkommt, eben Klezmer.
Die drei virtuosen Musiker wur- den an diesem Abend mit ihrem Querschnitt durch ihr neues Album jedem Musikgeschmack gerecht und lösten zum Schluss des Kon- zerts
damit einen heftigen Sturm der Begeisterung aus. rav
Dörsam-Brüder geben Benefizkonzert für Lindenfelser Kirche
on Cornelia von Poser
LINDENFELS - Das Lindenfelser Bürgerhaus stieß am Wochenende fast an seine Kapazitätsgrenzen. Kein Wunder: Hatte sich doch das Trio 3D, also die überregional bekannten Fürther
Musiker Adax, Matthias und Franz-Jürgen Dörsam, zum Konzert angesagt. Der Anlass allerdings war weniger erfreulich. Die drei Profi-Musiker veranstalteten ein Benefizkonzert zugunsten der katholischen
Kirche St. Petrus und Paulus in Lindenfels, in der es am Silvestertag des Vorjahres gebrannt hatte.
Knapp 200 Gäste aus Lindenfels und anderen Gemeinden im Weschnitztal waren zur Veranstaltung ins ausverkaufte Bürgerhaus gekommen. Zu verdanken hatten sie den Abend Adelheid
Dörsam, der Mutter der drei Musiker, die im vergangenen Jahr ihren 90. Geburtstag gefeiert hatte und unter anderem für ihre Hilfsbereitschaft bekannt ist. Die pensionierte Lehrerin hatte das Konzert
zusammen mit ihrer ehemaligen Kollegin und Organistin der Lindenfelser katholischen Gemeinde, Helga Wattendorf, initiiert.
BRAND IN DER KIRCHE
Am Silvestertag des Vorjahres war in der katholischen Kirche St. Petrus und Paulus in Lindenfels ein Brand ausgebrochen und hatte – unter anderem
aufgrund der starken Verrußung – einen Schaden in fünfstelliger Höhe verursacht. Noch Schlimmeres wurde verhindert, da das Feuer frühzeitig von Passanten bemerkt und Hilfe geholt worden war. Dennoch
konnte die Kirche von Januar bis zum Osterfest nicht benutzt werden. Während die Gemeindeaktivitäten, inklusive Gottesdienste, in das Pfarrheim verlegt wurden, wurden die Brand- und Rußschäden
(insbesondere auch am Brandherd, dem Johannesaltar) behoben und die Orgel gereinigt. Wie die Polizei später feststellte, war der Brand gelegt worden. (cvp)
Die spielerische Qualität steht außer Frage
Was mit einem festlichen, humorvollen Einmarsch dreier befrackter Musiker zu „Bei mir bist Du scheen“ begann, entpuppte sich beim über zweistündigen Konzert als musikalisch
überaus abwechslungsreiches Programm mit Stücken aus der Klassik, über chinesische Traditionals bis hin zu Rock-Titeln. Die drei Brüder brachten eine einzigartige Mischung aus eigenen Kompositionen
und neu arrangierten Klassikern auf die Bühne und jede Menge Kreativität. Denn wo hört man schon den Deep-Purple-Hit „Smoke on the Water“, dargeboten mit Gitarre, Klarinette und Fagott? Oder ein
Medley aus Stücken Edvard Griegs – kunstvoll arrangiert für zwei Blasinstrumente und eine Gitarre. Dieses wurde von „Nesthäkchen“ Franz-Jürgen Dörsam als hörenswerte „Zusammenstellung der schönsten
Melodien des Künstlers“ angekündigt, für die das Publikum dennoch keine Viertelstunde seiner Zeit investieren müsse. „Wir kommen Ihnen da sehr entgegen“, witzelte der jüngste Dörsam-Bruder. Auch
Rimski-Korsakows „Hummelflug“ bekam bei den Fürthern ganz neue Facetten. Hier gerieten die possierlichen Tierchen zeitweise musikalisch gar völlig außer Rand und Band.
Die spielerische Qualität stand bei den Dörsam-Brüdern natürlich außer Frage. Sind doch alle bekanntermaßen ausgebildete, erfahrene und renommierte Musiker. Doch von Beginn an
zeigten die drei passionierten Musiker einmal mehr, dass auf der Bühne nicht nur Instrumental-Virtuosen Platz genommen hatten, sondern wahre Entertainer – verbale, überspitzte Kabbeleien unter
Brüdern inklusive. Zwischendurch erörterten die drei miteinander frotzelnden Männer beispielsweise, wer von ihnen denn nun das beste aller Instrumente ausgewählt hat: Adax Dörsam, der Meister der
Gitarren, Klarinettist Matthias Dörsam, der hin und wieder auch zum Saxophon griff und auch mal Flöte spielt, oder Franz-Jürgen mit seinem Fagott. Alle drei erhielten ausreichend Gelegenheit, ihr
Instrument solistisch vorzustellen und das Publikum von ihrem Favoriten zu überzeugen. Den am Ende des Abends gespielten Zugaben – unter anderem „Caro mio ben“ von Giuseppe Giordani aus dem 18.
Jahrhundert, dass speziell für „Mutter Dörsam“ erklang – folgte lang anhaltender, begeisterter Applaus.
Im Anschluss an das musikalisch hochkarätige, überaus unterhaltsame Konzert zeigte Pater George Arul Jeganathan einer kleinen Gruppe von Konzertbesuchern die nahe gelegene,
renovierte Kirche. Unter ihnen ein Ehepaar aus Weinheim, das vor 40 Jahren dort getraut worden war. Die Besucher konnten sich davon überzeugen, dass die Spuren des Brandes komplett verschwunden sind.
Das Benefizkonzert der Dörsam-Brüder dagegen wird sicher im Gedächtnis des ein oder anderen eine bleibende Spur hinterlassen haben.
Die sehenswerte, romanisch anmutende Lindenfelser Pfarrkirche St. Petrus und Paulus wurde 1745 geweiht und liegt unmittelbar unterhalb der Lindenfelser Burgruine. Die katholische
Pfarrei gehört zur Pfarrgruppe Fürth-Lindenfels. Zur Pfarrei gehören die katholischen Christen der Lindenfelser Kernstadt sowie die der Ortsteile Eulsbach, Glattbach, Kolmbach, Schlierbach,
Seidenbuch, Winkel und Winterkasten, von Gadernheim, Neunkirchen, Lützelbach sowie Steinau.
Bergsträßer Anzeiger, Mittwoch,
19.07.2017
LINDENFELS
KONZERTMITREISSENDER ABEND ZUGUNSTEN DER KATHOLISCHEN PFARRGEMEINDE ST. PETRUS UND PAULUS
LINDENFELS.Es war eine sehr gute idee der Brüder Adax, Matthias und Franz-Jürgen
Dörsam, die katholische Kirche St. Petrus und Paulus in Lindenfels nach dem Brandschaden mit einem Konzert statt mit einer Geldspende zu unterstützen. Viele Zuhörer wollten sich dieses Ereignis nicht
entgehen lassen, denn hier hatten sie die Gelegenheit, eine recht eigenwillige Art des Musizierens kennenzulernen. Das Trio 3D hat sich dem Crossover verschrieben, das bedeutet, dass klassische
Musik, Pop, Rock und eigene Kompositionen unmittelbar verbunden werden.
Die Brüder Dörsam sind professionelle Musiker,
die ihre Instrumente - Gitarre, Klarinette und Fagott - virtuos beherrschen. Zudem gelang es ihnen sofort, das Publikum ganz unterschiedlicher Altersklassen in ihren Bann zu ziehen. Bereits beim
Einmarsch mit Musik war dies spürbar.
Vom Te Deum zum Jodler
Was folgte, war ein bewusster Stilmix, der auf
Kontrast ausgelegt war. Immer wieder wurden allgemein bekannte Melodien zitiert, aber gleichzeitig durch rhythmische und klangliche Ausgestaltung verfremdet. War es bei dem ersten Stück der 1937 von
den Andrews Sisters aufgenommene Song "Bei mir bist du immer scheen", so folgte unmittelbar das von dem Franzosen Charpentier im 17. Jahrhundert komponierte Eurovisons-Thema aus seinem "Te Deum", das
unbekümmert zum Erzherzog-Johann-Jodler wechselte. Das Prinzip, alle Stücke und die darin enthaltenen Zitate ohne inhaltliche Beziehung zueinander erklingen zu lassen, wurde durchgängig
beibehalten.
Wichtig waren Witz und Humor, die nicht nur
durch Musik, sondern auch durch die eingestreuten Ansprachen an das Publikum zum Ausdruck kamen, Die Musiker konnten sich auch gegenseitig auf die Schippe nehmen, was natürlich zur allgemeinen
Erheiterung beitrug, Der dreimal ganz schüchtern erklungene "goldene Schlag" der Triangel gehört als Gag auch in diesen Bereich.
Sehr überzeugend waren die vielfältigen
Ausdrucksmöglichkeiten und ganz unterschiedlichen Spielweisen dieser Musiker. Eine originale chinesische Melodie mündete in fernöstliche Klänge und wurde schließlich in rhythmische Dauerbewegung
überführt.
Sehr gut gelangen die Variationen über Themen
aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite. Hier wurde die Stimmung überzeugend eingefangen. Dies traf besonders bei den lyrischen Passagen in "Morgenstimmung" und "Solveigs Lied" zu. Wurde hier zu einer
bestimmten Komposition der Bezug hergestellt, so war bei der Vorstellung der Klarinette im zweiten Teil die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten bestimmend.
Matthias Dörsam verstand es sehr
beeindruckend, klassische Passagen aus den Klarinettenkonzerten von Mozart und Weber mit Zitaten aus Gershwins "Rhapsodie in Blue", Prokofjews "Peter und der Wolf" sowie "Ein Amerikaner in Paris" zu
verschmelzen. Schließlich durfte auch die Besonderheit der Klezmer-Musik nicht fehlen.
Finessen auf dem Fagott
Franz-Jürgen Dörsam zeigte bei der Vorstellung
des Fagotts die spieltechnischen Möglichkeiten seines Instruments auf. Das reichte von den rasend schnellen Figuren in Rimski-Korsakows "Hummelflug" über eine realistisch nachempfundene Mammutjagd
bis hin zu Maurice Allards Übertragung der 24. Caprice von Paganini, original ein sehr schweres Stück für Violine solo. Es war erstaunlich zu erleben, welche technischen Finessen auf dem Fagott
möglich sind.
Adax Dörsam schaffte mit seinen verschiedenen
Gitarren und seiner virtuosen Spielweise den Zusammenschluss der drei Instrumente. Von ihm gingen durchgängig wichtige Impulse aus für die Verfremdung in Richtung Pop und Rock.
Nach diesem vergnüglichen Konzert auf hohem
Niveau gab es viel begeisterten Beifall. Die Musiker bedankten sich mit zwei Zugaben. "Caro mio ben" widmeten sie ihrer Mutter , die sich über ihr Lieblingsstück besonders freute.
Konzert: Das Trio 3D unterhält „spielend“ eine große Zuhörerschar in der voll besetzten
Mörlenbacher Kirche / Der Erlös ist für die Sanierung des Gotteshauses bestimmt
Die große Kunst für St. Bartholomäus
Mörlenbach. Was hat die „Peer Gynt Suite“ von Edvard Grieg mit „In a gadda da vida“ von Iron
Butterfly zu tun? Aufs erste Zuhören wenig. Beides sind Stücke, die sich in der Musikliteratur und im kollektiven Gedächtnis der Menschheit fest eingegraben haben. Das Trio 3D gibt beiden Raum,
lässt sie zusammen erklingen.
Ein Zeichen, dass die „Drei Dörsams“ – Adalbert alias Adax, Matthias alias Mattl und Franz- Jürgen
alias Franz-Jürgen – alles können: Klassik, Pop und Rock. Mit ihren Vorlieben dafür, mit ihren jeweils eigenen individuellen Präferenzen ziehen sie sich auch gern auf, und mit ihren bevorzugten
Instrumenten, den Gitarren, den Klarinetten und dem Fagott, ohnehin.
Bei ihrem Konzert am Dienstag in der wieder einmal prall gefüllten katholischen Kirche St.
Bartholomäus Mörlenbach verzichteten sie zumeist auf die sonst üblichen gegenseitigen Sticheleien. Sie wollten überwiegend nur ihre Kunst, ihre Musik für sich sprechen lassen und ernteten nach
jedem Stück laut aufbrausenden Applaus. Das freute auch die Gastgeber und Veranstalter, den Pfarrgemeinderat Mörlenbach mit Pater Cyril Thundathil und der Vorsitzenden Silvia Kadzioch, die die
Gäste begrüßten.
Der Erlös des Konzerts dient – wie bereits zwei Jahre zuvor – dank der Bescheidenheit der drei
Protagonisten zur Finanzierung etlicher anfallender Sanierungsarbeiten im Gotteshaus.
Irgendwie ist die Kulturveranstaltung „Zwischen den Jahren“ neben der Zeit und dem Raum zum Innehalten
und zum Genießen eines unterhaltsamen Konzerts auf hohem Niveau auch ein großartiges Weschnitztäler Gemeinschaftswerk, mit einem ökumenischen Nebeneffekt. Alle drei Dörsams, Brüder und im
Sternzeichen des Löwen geboren, weit gereiste und nachgefragte Orchester-, Konzert- und Studiomusiker und Komponisten, sind in Fürth in einer gut katholischen, christlich geprägten Familie
aufgewachsen. Adax und Mattl sind auf den Tag genau fünf Jahre voneinander getrennt. Zu den Ehrengästen gehören immer Mutter Adelheid und weitere Familienmitglieder, die mit berechtigtem Stolz der
Virtuosität und Kreativität der „3Ds“ lauschen. Adax ist darüber hinaus mit der evangelischen Pfarrerin Mörlenbachs, mit Edith Unrath- Dörsam verheiratet. Hier funktioniert die Ökumene
problemlos. Unter die Zuhörer mischten sich eine große Fürther Delegation und weitere Weschnitztäler.
Mattl betreibt seit Jahren in der Fahrenbacher Straße in Fürth mit der „Studiobühne“ seine eigene
kulturelle Institution und Franz-Jürgen ließ sich vor kurzem zum Vorsitzenden des neu gegründeten Vereins „Kunstpalast“ Rimbach wählen.
Versteht sich, dass das Konzert in der Mörlenbacher Kirche mal wieder von neuen Einfällen,
Arrangements und Stücken (aus der neuen CD) sprühte. Franz-Jürgen, der Professor am Fagott, arrangierte dafür eigens einen „Chinesischen Teil“ mit dort sehr bekannten Melodien. Geblieben ist der
von Mattl auf der Klarinette intonierte Basslauf, aus dem sich wie aus dem Nichts und spielerisch alle weiteren Melodien wie das „Puppet on the String“ oder das „Te Deum“ (bekannter als
Eurovisions-Hymne) entwickeln, die Pop-Medleys zwischen „Ob-La-Di Ob-La-Da“ von den Beatles bis zu den unsterblichen Gershwin-Melodien.
Es schlossen sich die Soli an, weihnachtliche Klänge, das „O du Fröhliche“ zum Mitsingen, bis zum
Zugabteil mit dem Nancy-Sinatra-Hit „This Boots Are Made For Walking“, mit dem special guest Otto aus Augsburg, der Hummelflug von Rimski-Korsakow und die Mattlsche Version des „When the
Saints...“. Beseelt von einem guten Konzert traten die Zuhörer den Nachhauseweg an.
mk
Sie können alles und spielen alles: Klassik,
Pop und Rock. Darüber hinaus sind sie charmante, witzige und gute Unterhalter, die „3Ds“, die drei Dörsams. Spielend füllten sie beim jüngsten Konzert die katholische Kirche St. Bartholomäus in
Mörlenbach. Bild: Fritz Kopetzky
Starkenburger Echo - Mörlenbach - 29.12.2016
Klangreise mit grauen Löwen
Von Katja
Gesche
TRIO 3D Die Dörsam-Brüder
bieten in der Kirche Sankt Bartholomäus Klassik, Rock und Witz
MÖRLENBACH - Matthias, Adax und Franz-Jürgen Dörsam sind drei Brüder, drei Odenwälder, drei hervorragende Musiker und drei selbstbewusste
Löwen, was das Sternzeichen angeht. Jeder von ihnen hat eine beeindruckende musikalische Vita vorzuweisen. Zusammen füllten sie am Dienstagabend als Trio 3D die katholische Kirche Sankt Bartholomäus
in Mörlenbach bis auf den letzten Platz.
Pfarrer Pater Cyril Thundathil und Silvia Kadzioch vom Pfarrgemeinderat freuten sich, die Besucher zu einem besonderen Musikgenuss
begrüßen zu dürfen. Und sie hatten nicht zu viel versprochen. Auch bei diesem Konzert zeigten die drei Brüder mit leichter Hand und großer Professionalität, wie sie zwischen ernsten Stücken und
verspielten Interpretationen wechseln können.
TRIO
3D
aFranz-Jürgen spielt beim Trio 3D das Fagott. Er lebt in Lissabon und ist dort als Professor für Fagott tätig.
Er ist hierzulande Vorsitzender des neuen Rimbacher Kunstpalastteams.
Klarinettist und Saxofonist Matthias Dörsam spielte schon in der Big Band des Hessischen Rundfunks, bei den Stuttgarter Philharmonikern, aber auch mit Bands wie den Rodgau Monotones. In Fürth
betreibt er die Studiobühne als Veranstaltungsort.
Adax Dörsam spielte schon mit Joana, Pe Werner und Xavier Naidoo, komponiert und produziert. In Mörlenbach ist er ein wichtiger Organisator der Kulturzeit. (kag)
Von Klezmer über Grieg bis zu Deep Purple
Zunächst begann das Konzert ruhig und gediegen. Die Kirche lag im Halbdunkel, nur beleuchtet von einzelnen Wachskerzen und den
geschmückten Weihnachtsbäumen im Altarraum. Die drei Brüder zogen mit dem Klezmerstück „Bei mir bist du scheen“ musizierend ein. Aus einzelnen Tönen, langsam verwoben und sich bereichernd, bauten sie
danach das als Eurovisionshymne bekannte „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier auf. Schon nach diesem Stück brandete im Gotteshaus tosender Beifall auf.
Die ersten Stücke zeigten sich die drei oft zu Scherzen aufgelegten Brüder noch zurückhaltend. Ohne Anmoderationen luden sie das
aufmerksame Publikum ein, intensiv zu lauschen. Bekannte Melodien erhielten von ihnen eine neue, frische Tönung. Dabei wurden Komponisten wie Franz Lehar und Edvard Grieg aufgeführt. Letzterem
widmeten die drei Brüder ein Medley, in dem sie die Reise Peer Gynts in sechseinhalb Minuten wiedergaben.
So kurz nach dem Christfest durften auch weihnachtliche Melodien nicht fehlen. Bei „O du fröhliche“ wurden denn auch kurz vor Ende des
musikalischen Abends die Zuschauer zum Mitsingen eingeladen.
Zu ernst und besinnlich wurde es aber nicht in Mörlenbach. „Das ist Anschauungsunterricht für meine klassikverseuchten Brüder in Sachen
Rockmusik“, frotzelte Adax Dörsam, als er sich die E-Gitarre umschnalle und mit den Brüdern ein grandioses Rock-Medley anstimmte. So hatten die anwesenden Musikfreunde das sicher nicht alltägliche
Erlebnis, Songs wie „In A Gadda Da Vida“ oder „Smoke On The Water“ in einem katholischen Gotteshaus zu hören, dargeboten unter anderem von Klarinette und Fagott. Wie auch das Medley „Pop It On The
Obla“ kamen diese Kurzreisen in die Musikwelt beim Publikum extrem gut an.
Kurzum: Die Dörsambrüder hatten wieder einen sehr bunten und kurzweiligen Mix aus Melodien mitgebracht. Doch ob nun Weihnachtslieder wie
„Tochter Zion“ oder „O Tannenbaum“, der rasante Hummelflug von Nikolay Rimski-Korsakov oder das fernöstlich klingende „Raise the red latern“, die Stücke trugen stets eine eigene, unverkennbare
Handschrift des Trios, wurden gleichsam „verdörsamt“. Zu diesem eigenen Stil gehörten auch Anspielungen auf andere Kompositionen und kleine musikalischen Neckereien, mit denen sich die drei Brüder
gegenseitig herausforderten. Auch wenn alle drei Dörsam schon in Würde ergraut sind, sowohl im harmonischen Spiel miteinander wie auch den kleinen Sticheleien gegeneinander kam sicher manchem im
Zuschauerraum der Gedanke, dass die drei wahrscheinlich schon im Sandkasten so miteinander umgingen wie heute auf der Bühne.
Das Publikum in der Kirche war sehr angetan vom Gehörten und belohnte es mit viel Applaus. Bei diesem rundum gelungenen Abend gab es nur
für die Zuschauer in den letzten Reihen einen kleinen Wermutstropfen, konnte man doch dort mangels guter Akustik nicht alle Ansagen und Scherze der Brüder gut verstehen.
Der Erlös des Abends kommt der Kirche zugute, in dem das Konzert wie auch schon 2014 stattfand, ist doch in und an dem alten Gotteshaus
immer einiges zu renovieren und zu erneue
HESSENROCK Die „Rodgau Monotones“ gastieren im Bensheimer Rex und ziehen Hits durch den
Kakao
BENSHEIM - Auch im 38. Jahr ihres
Bestehens haben die „Rodgau Monotones“ keine Patina angesetzt, wie sie am Freitag im ausverkauften Rex in Bensheim zeigten. Ganz ohne karnevalistische Zwischenspiele kamen sie bei ihrem über
zweistündigen Konzert aber nicht aus.
Natürlich wurde der Abend mit dem
ersten „Monotones“-Hit „Ei Gude, wie?“ von 1983 eröffnet. Und das Publikum aus allen Altersklassen stimmte augenblicklich ein. Die siebenköpfige Combo blieb sich treu, was gleichsam auf das Konzept
ihrer Konzerte zutrifft. In bewährter Tradition erfolgte ein Mix aus vertrauten Klassikern, neuen Kompositionen und einem Nonsenspart im Mittelteil.
Geht schnell ins Ohr und in die
Beine
Im vergangenen Herbst legten die
altgedienten Hessenrocker nach langer Pause ihr neues Album „Genial“ vor, das in bewährter Manier 15 eingängige Blues-Kracher und Balladen enthält. Bei den Titeln, die besonders im ersten Drittel des
Bensheimer Auftritts erklangen, setzten sie weiterhin auf griffige Titel wie „Wenn’s abgeht“, „Vollgas“, „Mama Lauter“ oder „Wie geil ist das denn“. Dank stampfender Beats und zupackender Texte gehen
die Songs unmittelbar ins Ohr und in die Beine.
Beim selbstbewussten Rap „Das macht
uns keiner nach“, bei dem das Publikum das Intro „Geht mer zu de’ Rodgaus!“ skandierte, hörte man Anklänge an ihren berühmtesten Titel „Erbarmen – zu spät, die Hesse komme“. Inhaltlich dreht es sich
darum, dass die US-Hiphop-Stars beim hessischen Gesang kapitulieren müssen. Hiesige Leibspeisen vom Rippchen bis zum Kreppel werden kurz danach in der irisch angehauchte Piratenhymne „100 Fässer
grüne Soße“ angepriesen.
Humoristisch ging es in den
Mittelteil „Night of the Prolls“, wozu die Musiker hessische Fähnchen verteilten. Neben einer Parodie auf den pathosgeladenen John-Miles-Evergreen „Music was my first Love“ („Susi war die
Höchststraf’“) wurden Frank Sinatras Evergreens „My Way“ und „New York, New York” als Rentnerode „Bad Orb, Bad Orb“ durch den Kakao gezogen.
„Rucki zucki“ auf die düstere
Tour
Die steten „Humba Humba
Täterä“-Zwischengesänge des Publikums konterte Sängerin Kerstin Pfau mit einer düster grollenden Hardcore-Version von „Rucki Zucki“. Ohnehin kam jeder der sieben Musiker mit Solo-Einlagen zur
Geltung. Pfau, die sich die Moderation mit Gesangspartner Peter Osterwold und Gitarrist ‚Ali’ Neander teilte, konnte vor allem mit „Highway to Hell“ ihr beeindruckendes Stimmvolumen vorführen.
Reichlich Zwischenapplaus erhielt Saxofonist Matthias Dörsam für seine langen Intermezzi bei „Wenn Bullermann kommt“, das Ali Neander durch mitreißende Bluesriffs einleitete.
Nicht fehlen durften gegen Ende die
gefeierten Gassenhauer von „Kleiner Pirat“ über „St. Tropez am Baggersee“ bis zu „Frach misch net“. „Ein frauenfeindliches AC/DC-Stück“, ihren bislang letzten Hit von 2008, unterbrach Kerstin Pfau im
Mittelteil, um eine schwäbische Version als Reminiszenz an ihre alte Heimat abzuliefern. Somit war für fetzige Unterhaltung reichlich gesorgt. Um es mit dem vorletzten Titel des Abends zu sagen: „Ein
Leben für Lärm“? Ja, bitte, und hoffentlich noch lange in dieser Form.
Termin Am 8. Juli spielen die
„Rodgau Monotones“ im Festzelt von Ober-Roden. Im Internet: www.rodgau-monotones.de
Frankfurter Neue Presse28.12.2016
„Rodgau Monotones“ in der Batschkapp: Hessen
lärmt unter dem Weihnachtsbaum
„Rodgau Monotones“ in der BatschkappHessen lärmt unter dem Weihnachtsbaum
VON DETLEF
KINSLER Das gewohnte Konzert der „Rodgau Monotones“ zum Jahresende in der Frankfurter Batschkapp wurde zur schönen
Extra-Bescherung.
Wenn das Jahr sich dem Ende entgegenneigt, zeigen sich die „Rodgau
Monotones“ in der Frankfurter Batschkapp.
The same procedure as every year“: Das gilt tatsächlich für
viele Klassiker in diesen Tagen, ob im Fernsehen oder in den Frankfurter Clubs nach dem Festtagsschmaus. Aber anders als bei Butler James und Miss Sophie gönnten die „Rodgau Monotones“ ihren 800 Fans
in der Batschkapp mehr als das „Best of“ der letzten Jahre. Schließlich haben sie Ende September mit „Genial“ nach sieben Jahren ein neues Album herausgebracht. Anders als noch beim Brauereifest vor
fünf Monaten peppten die glorreichen Sieben diesmal ihr Programm mit reichlich neuen Songs auf. Aber bevor sich die „Monotones“ dem Querschnitt aus 38 Jahren Karriere widmeten, hieß es noch, dem
Christfest gerecht zu werden. Links stand ein geschmückter Weihnachtsbaum auf der Bühne, daneben ein Rentier, rechts leuchtete ein aufblasbarer Weihnachtsmann in sattem Rot; die Musiker kamen in
Nikolauskutten auf die Bühne. Und los ging es mit einem ersten Weihnachts-Medley.
Saxofon tobt sich aus
Da durfte sich die für diesen Anlass mit Achim Farr und Frank
Zeller auf Drei aufgestockte Bläsersektion um Saxofonist Matthias Dörsam richtig austoben. Mit Klarinette, Trompete und Baritonsaxofon zur akustischen Klampfe und Bauchtrommel bekamen „O Tannenbaum“,
„O du fröhliche“, „Ihr Kinderlein, kommet“ und „Von drauß’ vom Walde komm ich her“ einen nahezu folkloristischen Mariachi-, Klezmer- und Balkancharakter. „Das war unser Kulturauftrag“, kommentierte
Gitarrist Ali Neander und empfahl, die Sekunden der Stille des Klamottenwechsels zu genießen. Denn es würden die letzten des Abends bleiben. Getreu dem Motto „Ein Leben für Lärm“ stimmte der
Gitarrist mit seinem Kollegen Raimund Salg kompromisslose Boogie-Riffs an. Joky Becker pumpte seine Basslinien dazu, Schlagzeuger Mob Böttcher trieb die Band gnadenlos voran. „E bissie was geht
immer“ als Songtitel klang in diesem Kontext wie eine maßlose Untertreibung.
Mama gibt Vollgas
„Vollgas“, „Mama Lauda“ (lies: Mach’ mal lauter) und „Wie geil
ist das denn“ trafen da schon eher den Kern der Performance. Nie haben die „Rodgaus“ einen Hehl daraus gemacht, wen sie anfangs beklaut hatten und wem sie immer noch die Treue halten: „ZZ Top“. Der
Weg von der Coverband zu einer der authentischsten deutschen Rock-’n’-Roll-Bands führte über die deutschen Texte mit viel Lokalkolorit. Der erste des Abends gleich eingangs, „Ei gude wie“, holte das
Publikum sofort ab mit den so gruppentypischen Alltagsbeobachtungen voller absurder und skurriler Momente. Lieder wie „St. Tropez am Baggersee“, „Bad Orb, Bad Orb“ (als boshaft-charmante
Verballhornung von „New York, New York“) und natürlich „Erbarmen, zu spät, die Hesse komme“, der Hit aus dem Jahr 1984, erwiesen sich als wahre Identitätsstifter. Dass man diese inoffizielle
Landeshymne tatsächlich noch toppen kann, bewiesen die „Rodgau Monotones“ auf „Genial“ mit „Hundert Fässer Grüne Soße“.
„Stellt euch vor, Heinz Schenk hat sich als Zombie auf die
letzte ,Santiano’-Tournee verirrt“, lautete die Einstimmung auf diesen neuesten Hessizismus der „Monotones“. Hessen hat wieder ein Schunkellied. Aber eines mit Twang-Gitarre. Zwischen Parodie und
spaßintensiver Ernsthaftigkeit blieb auch viel Raum für die gesangliche Doppelspitze mit Peter Osterwold und Kerstin Pfau, zwei Rock-Shouter mit Operettenpotenzial.
JAZZ:Starke CD „On The Move“ von Drummer Dirik Schilgen
Beseelter Hardbop
Von unserem Redaktionsmitglied Georg Spindler
Von allen guten Geistern - nein, wahrlich nicht verlassen, sondern vielmehr beseelt zeigt sich Dirik Schilgen mit seiner Band Jazzgrooves auf deren aktuellem Album "On
The Move". Der Heidelberger Schlagzeuger präsentiert darauf einen modernen, aufgeklärten Hardbop-Stil, der bluesgetränkte Ohrwurm-Themen und gospelbeeinflusste Akkord-Folgen mit rhythmischen
Vertracktheiten und harmonischen Raffinessen anreichert.
Man fühlt sich angenehm erinnert an die wunderbare Musik, die Joe Henderson, Kenny Dorham oder Freddie Hubbard Anfang/Mitte der 1960er Jahre für das Blue-Note-Label
aufgenommen haben. Schilgen gelingt es, diese Tradition mit verblüffender Authentizität zu aktualisieren - und sie zugleich um eigene Klangkreationen zu erweitern: eine rhythmische Komplexität, die
Schilgen sich bei seiner Beschäftigung mit lateinamerikanischer Musik angeeignet hat, und ein verfeinertes Formgefühl für Kompositionen, die Konventionelles mit Kühnheit verbinden.
Spannungsvolle Soli
Da laufen gefällige Blues-Melodien wie im Titelstück auch mal etwas außerhalb der Harmonien über sperrige Rhythmus-Katarakte, oder die sonnige Atmosphäre eines Themas
kontrastiert mit einem düsteren Mittelteil wie in "From North". Eine Einladung zu spannungsvollem Improvisieren, die Pianist Daniel Prandl gerne annimmt; er setzt fließende Läufe gegen stockende
Akkordflächen, die jäh in fein ziselierten Melodieschnörkeln und raffiniert eingestreuten Dissonanzen münden.
Der Pianist ist nicht der Einzige, der mit inspirierten Soli aufwartet.
MatthiasDörsam, dessen geschmeidiger, "schwarz" klingender Ton aufhorchen lässt, tänzelt mit rhythmischer Souveränität und swingender Leichtigkeit durch Schilgens
Stücke.
Während Matthias Debus am Kontrabass auf ganz traditionelle Art sonore Tieftonakzente setzt, sorgt der neue Mann in der Band, Volker Degelmann, mit effektvoll
platzierten Pausen, zerrender Expressivität und strahlendem Trompetenklang für viel Dramatik. Und der Bandleader, ein Filigrantechniker an seinem Instrument (das bei ihm so gar nicht wie ein
"Schlag-Zeug" klingt), leitet das Ensemble locker swingend und stets groovend - fast wie von Geisterhand. (Bild: SChilgen)
RIMBACH. Kaum eine Halle, Kirche, kaum ein Bürgerhaus oder Festival, das das
Trio „3D“, die drei Dörsams Adax, Mattl und Franz-Jürgen, noch nicht bespielt haben. Das sind drei Odenwälder aus Fürth, obwohl der Älteste, Adax, immer gern auf seine schöne Kindheit in
Mannheim-Lindenhof verweist. Es sind bekennende Odenwälder, die jeweils weit gereist ihr Glück auch in der Ferne gesucht und gefunden haben. Exemplarisch sei da nur der regelmäßige Fernsehauftritt
von Mattl bei der NDR-Sendung „Intensivstation“ oder die Professur von Franz-Jürgen für Fagott an der Musikhochschule in Lissabon genannt.
Mutterwitz und Bauernschläue
Die „3Ds“ treten regelmäßig im Odenwald auf, wenn es ihre Zeit zulässt. Ihr Auftritt
bei der Cool-tur in Rimbach im letzten Jahr zur Matinee war schon umjubelt. Jetzt gestalteten sie das Sonntag-Abend-Programm bei den Rimbacher Kulturschaffenden vom Wirtschafts- und Verkehrsverein.
Um es vorweg zu sagen: die Lobeshymnen des Publikums, der Applaus wollte kein Ende nehmen.
Die drei Künstler, studierte Musiker, beherrschen neben ihren
musikalisch-handwerklichen Fertigkeiten eben auch die Kunst des Komponierens, des Arrangierens, haben ihren Mutterwitz (Mutter Adelheid saß wieder im Publikum), ihre Bauernschläue, ihren geistreichen
Humor nie eingebüßt. Im Gegenteil: wortgewandt eher noch ausgebaut.
Auch Landrat Matthias Wilkes hat dies erkannt, der in einer Art Abschiedstournee
durch seinen geliebten Odenwald zu Beginn des zweiten Teils öffentliche Worte des Lobes an die Veranstalter vom WVV, Worte der Bewunderung für die Qualität der „3Ds“ fand und insbesondere Mutter
Adelheid zu diesen Jungs und mit den beiden Schwestern zu fünf Kindern insgesamt gratulierte: „Die Verbindung zu Familie und Heimat ist geblieben, auch wenn sie die große bunte Welt im Gepäck
haben.“
Ein vierter Fürther
Die „Drei Ds“, das macht der „Älteste“, Adax, jedes Mal schnell klar, sind drei
Männer, drei Brüder, drei Musiker und drei Löwen (allesamt im August geboren). Zum Erscheinungsbild auf der Bühne kommt hinzu, dass jetzt drei weißhaarige Prachtexemplare von Männern in Frack auf der
Bühne stehen oder sitzen.
Beim Auftritt in Rimbach kam noch ein vierter Fürther für einen Kurzauftritt hinzu:
Wolfgang Arnold. Er schlüpfte zu dem von Mattl Dörsam geschriebenen witzigen Dialog in die Rolle des alten Freundes, der einen konventionelleren Lebensweg genommen hat, und fragt: „Machst du noch
Musik, was machst du eigentlich hauptberuflich?“ Es ging um Vorteile und Vorurteile über das Leben eines Musikers im Allgemeinen und zwischen Montag und Freitag im Speziellen.
Nachdem der Fragesteller mit Hilfe der Brüder ordentlich verhohnepipelt wurde, alle
von ihm nachgefragten Stilrichtungen unweigerlich in „Smoke on the Water“ mündeten, war’s dann aber schon mit der Gemeinsamkeit der Brüder - zumindest verbal - vorbei. Zum roten Faden eines Auftritts
der Drei Dörsams gehört der alte Streit zwischen Architekten und Ingenieuren, zwischen Regisseuren und Autoren, zwischen Intendant und Dramaturg, wessen Arbeit und Werk für die Menschheit bedeutender
ist, im speziellen Fall also, welches Instrument für die Musikgeschichte der größere Segen war. Adax spielt Zupfgeräte aller Art, Franz-Jürgen das Fagott und Mattl die Klarinette und „die Königin der
Instrumente“, das Tenor-Saxophon.
Mammuts und Zigarettenkisten
Adax prustet: „Meine Brüder können jeweils nur einen Ton erzeugen, außerdem kann ich
zu meinem Spiel singen, während meine Brüder ihren Mund voll haben.“ Mattl: „Alle großen Komponisten haben ihre Stücke für Klarinette geschrieben, Mozart, Ravel und ich.“ Franz-Jürgen zieht einen
Fund aus historischer Zeit auf Steinbacher Gemarkung heran, der beweist, dass „das erste Instrument, das Fagott, aus Mammutknochen geschnitzt worden war. Gitarren entstanden erst zur Zeit der
Produktion der Zigarrenkisten und haben eine ähnlich miese Qualität“.
So geht’s Schlag auf Schlag weiter, sehr zum Amüsement des Publikums. Die Spitzen der
Brüder werden immer garstiger, mit fantastischen Einfällen, Ideen, Bildern und Wortspielen unterlegt. In Wirklichkeit verstehen sie sich nur zu gut. Das wird bei den musikalischen Einlagen unter
Beweis gestellt, mit Soli und Zusammenspiel, zu allen Stilrichtungen der Musik, von Klassik bis Pop und Rock, mit Variationen zu Edvard Grieg, zu Mozart, zu amerikanischer Folkloremusik, zu Gershwin,
zur Klezmer-Musik, zu Eigenkompositionen und und und.
Bevor es zu den lautstark geforderten Zugaben kam, legte sich Adax auf der E-Gitarre
zu „seinem“ Sabredance von Aram Khachaturian so richtig ins Zeug. Seine Brüder hielten mit. Es kam zu Beifallsstürmen. mk
Hochbetrieb vor den Bühnen, Musiker in Hochform: "Schriesheim jazZt" war ein voller Erfolg. Fotos: Bernhard Kreutzer
Bei der Schriesheimer "JazZ"-Nacht
wurde keiner müde Über 1500 Gäste, blendend aufgelegte Bands, ideale Verhältnisse: Die zehnte Auflage von "Schriesheim jazZt" war ein voller Erfolg
Von Stephanie Kuntermann
Schriesheim. Es war ein Sommerabend, wie er
schöner und lauer nicht hätte sein können: 31 Grad, ein tiefblauer Himmel und die Aussicht auf all’ das und noch viel mehr lockten am Samstagabend über 1500 Besucher in die Innenstadt zu "Schriesheim
jazZt". Die zehnte Auflage des kleinen, vom Kulturkreis (KKS) veranstalteten und von der RNZ mitpräsentierten Jazzfestivals erlebte damit einen Besucheransturm, den in dieser Art niemand erwartet
hätte............................
.............................."> Der "Diehm-Hof" ist ebenfalls rappelvoll. Aber auch auf dem Vorplatz oder am Stand des Weinguts Jäck lässt es sich
aushalten. Auch dort kann man einen Blick auf die "JazzGrooves", erhaschen, deren Chef Dirk Schilgen sich gerade mit geschlossenen Augen einem ausgiebigen, viel
bejubelten Schlagzeugsolo hingibt. Ansonsten sind die "Grooves" eher für schnelle, an Bebop erinnernde Arrangements zu haben und Saxofonist Matthias Dörsam für flüssige Soli. Warum
der Wirt hier lieber anonym bleiben will, versteht niemand. Denn für den zartrosa Lachs, der auf einem Salatbett angerichtet und mit würziger Dillcreme gekrönt wird, muss er sich wahrlich nicht
verstecken."
JAZZ:Dirik Schilgen bei den Night Moves am NTM
Eignung zum Kuscheln
Wenn einer eine Reise tut, dann hat er Zeit zu komponieren. Er war in Südamerika. Doch statt mit Bildern oder Tagebüchern kommt Schlagzeuger Dirik Schilgen mit einer Sammlung
brasilianisch-inspirierter Kompositionen zurück. Die Stücke seiner aktuellen CD "On The Move", die er mit seinem Quintett Jazzgrooves im Rahmen der Konzertreihe "Nightmoves" im Foyer des
Nationaltheaters präsentiert, sind geprägt von jener musikalischen Luftigkeit, wie man sie nicht oft im Jazz hört.
JAZZ: Die Mannheimer Pianistin Sachie Matsushita präsentiert sich auf ihrem
Album„Birds“ als große Individualistin
Eine Querdenkerin voller Ideen
Von unserem Redaktionsmitglied Georg Spindler
Der erste Satz ist der wichtigste eines Textes. Im Jazz verhält es sich ähnlich: Die Art und Weise, in der jemand ein Solo beginnt, determiniert den Gang der
Geschehnisse - und verrät viel über die Persönlichkeit eines Instrumentalisten. Wie die Mannheimer Pianistin Sachie Matsushita in ihre Improvisationen einsteigt - sparsam, pointiert, spannungsvoll
und stets harmonisch ungewöhnlich - lässt sofort aufhorchen. Die aus Japan stammende Musikerin übernimmt schon bei ihren ersten vier, fünf Tönen mit zarter Hand, aber sehr bestimmt die Initiative,
markiert ein eigenständiges Terrain, eine Art musikalisches Privatgelände. Da ist eine außerordentliche Gestaltungskraft zu spüren, die eine individuelle Handschrift verrät.
Nachzuhören ist dies auf ihrem jetzt erschienenen dritten Album "Birds", auf dem sie sich - einmal mehr - als kreative Querdenkerin präsentiert, die sich mit
unorthodoxem Spiel abseits der renommierten Mannheimer Jazzpiano-Riege (Anke Helfrich, Daniel Prandl, Volker Engelberth, Rainer Böhm) positioniert.
Sachie Matsushita setzt nicht so sehr auf virtuose Eloquenz und rasante Rhetorik, sondern auf Eigenart und Überraschungseffekte. So schlägt sie in ihrem Blues "Yul
Blue" allen Konventionen des Genres augenzwinkernd ein Schnippchen
SACHIE MATSUSHITA
Die 1976 in Kagoshima, Japan, geborene Pianistin erhielt schon als Kind eine klassische Klavierausbildung. Zwischen 1992 und 1999 hörte sie mit dem Klavierspielen
auf.
1995-2004: Pharmaziestudium an der Kumamoto Universität, Japan. Danach Tätigkeit als Pharmazeutin, Forscherin, Dozentin in Japan, Korea und Deutschland.
1999 hörte sie zum ersten Mal Live-Jazz und nahm Unterricht. 2004 beendete sie die vorherige berufliche Ausrichtung. 2006 bis 2008: Jazz- und Popularmusik-Studium an
der Musikhochschule Frankfurt. 2010 erschien ihr erstes Album "Japan meets Germany Vol. 1". Matsushita unterrichtet an der städtischen Musikschule Schwetzingen.
Atmosphärische Kontraste
Statt zu erwartender Tremolo-Sequenzen oder rollenden Bass-Figuren spielt sie knappe, morsezeichenartige Tonfolgen, aus denen sie dann mit ihrem Faible für dissonante
Reibungen eigene Aussagen entwickelt; Thelonious Monk lässt grüßen. Gerne setzt sie in ihren Soli dramatische Kontrapunkte zur Atmosphäre eines Stückes. In den "Ungarischen Tänzen" von Johannes
Brahms mit ihrem nostalgischen Caféhaus-Flair nimmt sie beispielsweise bei ihrem Solo komplett das Tempo heraus, tritt auf der Stelle, trippelt, räsoniert, driftet ab in dämmrige Schräglagen - weit
weg vom Ausgangspunkt des Titels. Immer wieder dreht die Pianistin so in ihren Einlassungen radikal die Stimmung.
In "Genkotsuyama no Tanuki-san", einem japanischen Kinderlied, das sich in ihrer Bearbeitung anhört wie ein furios swingendes Thema von Sonny Rollins, verlässt sie den
Hardbop-Rahmen und versteigt sich jäh in bizarr verkantete, perkussiv zupackende Linienkonstruktionen, die sogar ein wenig an den frühen Cecil Taylor der 1950er Jahre erinnern. Sachie Matsushita
setzt sich hier als kreative Querdenkerin in Szene. Auch ihre Repertoiregestaltung fällt gänzlich aus dem Rahmen.
Sie hat fast wie einst Bill Evans, dessen leichthändig perlende, zugleich aber von jazzmäßiger Härte erfüllte Romantik sie teilt, eine Vorliebe für entlegene Vorlagen.
Spielt japanische Volksweisen, aber auch Blues- und Funk-Nummern, bearbeitet klassische Vorlagen von Bach oder Beethoven, verschmäht selbst die "Lorelei" von Silcher nicht, entfesselt mit der
gleichen Ernsthaftigkeit aber auch stürmische Free-Jazz-Energien.
Matsushitas Freiheitswille hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die 1976 im japanischen Kagoshima geborene Musikerin spät zum Jazz kam, erst mit 30 ein
Jazzstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt begann, das sie 2008 abschloss. Auf "Birds" hat sich die Pianistin mit einer exzellenten Band zusammengetan, die ihre
stilistische Versiertheit und ihre Vorliebe für treibenden Swing kongenial teilt. Es spricht für Matsushitas offensichtliche soziale Kompetenz, dass sie ihre Mitmusiker Matthias Dörsam (Tenorsaxofon,
Bassflöte), Maurice Kühn (Kontrabass), Philipp Schaeper (Schlagzeug) und - er ist auf zwei Titeln vertreten - Markus Krämer (Gitarre) gruppendienlich und musikalisch in Szene zu setzen
weiß.
Walzertakte und Rockbeat
Das gilt für den Mann am Bass, der im liedhaften "Lorelei" sein Instrument stimmnah zum Sprechen bringen oder in "Wenn ich ein Vöglein wär" unvermutete Tiefen ausloten
kann, und für den Drummer, der von rockigen Beats über Walzertakte bis hin zu schwebenden Rubato-Rhythmen und freier Perkussivität sein Können entfalten darf. Vor allem aber gilt es für Matthias
Dörsam, der auf diesem Album einige der inspiriertesten Soli spielt, die es von ihm auf Tonträger gibt. Er beschwört die ganze Palette des modernen Jazz-Saxofons: den melodisch-pastoralen Tonfall in
der Art Jan Garbareks, die dichten, zerrenden Sturmläufe der Coltrane-Schule, das geschmeidig-elegante Spiel mit dem Vokabular des Post-Bop und auch rhapsodierend-luftige Beschwörungen in klassischer
Balladentradition.
Mörlenbach. „Ganz nah am Puls der Zeit“ beschreibt der Liedermacher und Theologe
Clemens Bittlinger die 12 Songs auf seinem neuen Album „Unerhört“, das er jetzt im ausverkauften Bürgerhaus in Mörlenbach vorstellte - präsentiert von der Odenwälder Zeitung. Die vier brillanten
Musiker und treuen Weggefährten an seiner Seite musste er eigentlich gar nicht vorstellen. Denn wer kennt sie nicht? Den Schweizer David Plüss, Keyboarder, Produzent und Arrangeur. Die beiden Brüder
Adax und Matthias Dörsam, begnadete Könner an ihren Gitarren und Saxophonen sowie den Schlagzeug- und Percussion-Virtuosen Helmut Kandert, diesmal mit Sohn David, der - seinem hypnotisierenden
Conga-Solo nach zu urteilen - eindeutig in die Fußstapfen des Vaters tritt.
Eine schöne Idee von Clemens Bittlinger, vor dem Beginn seines Release-Konzertes dem
Nachwuchs die Bühne zu überlassen. So sorgte Voice-of-Germany-Sängerin Akina Ingold aus Birkenau mit ihrer Gänsehaut-Stimme, nicht nur bei den jüngeren Zuschauern, für Begeisterung, ebenso ihre
dreiköpfige Band aus Absolventen der Pop-Akademie Mannheim. Unter die Haut ging ihre eindringliche Interpretation von Gershwins „Summertime“ und ihre poetische Ballade aus eigener Feder „I Wanna Go
Home“.
Grooviger wurde es danach mit dem Rapper Mino, dessen Song „Steckbrief“ davon
erzählt, wie er zum Hip-Hop kam und dass origineller Rap auch dann möglich ist, wenn man nicht aus dem Ghetto kommt. Mit seiner „Odenwaldhölle“, einer Hommage an die Heimat als Protest gegen den für
Aufregung sorgenden Artikel von Antonia Baum „Dieses Stück Germany“ entfachte er wahre Begeisterungsstürme beim Odenwälder Publikum.
Danach hieß es „Bühne frei“ für Clemens Bittlinger und seine fünfköpfige Band. Der
hoch gewachsene Pfarrer und Liedermacher, der sich außerhalb der Bühne eher verschlossen gibt, verkörpert in seinen Konzerten das genaue Gegenteil. Mit ein paar harmlosen Witzen lockerte er die
Stimmung auf und forderte, unter lauten Beifallsrufen, die Zuschauer in den hinteren Reihen, sich doch nach vorne auf die „reservierten“ Plätze zu begeben.
Bittlinger versteht es, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Dazu passen Songs mit
eingängigen, schlichten Texten und Melodien, die Dank kreativer musikalischer Arrangements sowie der brillanten Soli der hochrangigen Musiker zu kleinen Kunstwerken werden. Seine Aufforderung zum
Mitsingen blieb allerdings beim Publikum, im Gegensatz zu vergangenen Konzerten, ungehört, was mit Sicherheit auf die diesmal fehlenden Großleinwände mit den eingeblendeten Texten zurückzuführen
war.
„Öffnet den Kreis“ heißt ein Track des neuen Albums. „Das Lied ist mir bei einem
Irland-Urlaub eingefallen“, erzählte Bittlinger. Unverkennbar war dann auch die mitreißende Mischung aus traditionellem Irish Folk und dem authentischen Stil des Rimbacher Liedermachers. Vor allem
jedoch bestach die Spielfreudigkeit der Musiker mit ihrem prächtigen Soli.
Wie immer wurde Clemens Bittlinger auch an diesem Abend seiner Rolle als Prediger
gerecht. „Leute kauft vor Ort“, lautet sein musikalisches Credo zugunsten des einheimischen Einzelhandels. „Am Leben vorbei chatten“, nennt er das Bild einer Frau im Park, die mit der einen Hand den
Kinderwagen schiebt und mit der anderen das Smartphone ans Ohr presst. Dazwischen plauderte er von seiner Arbeit als Bordseelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff. „Man muss auch Opfer bringen“, meinte
er verschmitzt lachend und leitete zu dem Song „Wie ein Fels in der Brandung“ über.
Liebhaber moderner geistlicher Songs kamen an diesem Abend voll auf ihre Kosten, vor
allem dann, als Bittlinger seine theologischen Gedanken zu einer digitalisierten Welt ausbreitete, begleitet von den vielseitigen musikalischen Akzenten seiner hochrangigen Musiker. Mit tosendem
Applaus honorierte ein begeistertes Publikum die beeindruckenden Kostproben des brandaktuellen Albums „Unerhört“. rav
Lebhafte Kommunikation durch die Musik
Die in Käfertal lebende Pianistin Sachie Matsushita trat im Quartett mit
Matthias Dörsam, Maurice Kühn und Philipp Schaeper im Kulturhaus auf.
KÄFERTAL:Pianistin Sachie Matsushita spielt mit ihrem Quartett erlesenen Jazz und Klassik im Kulturhaus
Käfertal scheint sich zum Künstlerviertel zu entwickeln: Seit einem Jahr lebt dort nämlich die junge Pianistin Sachie Matsushita zusammen mit ihrem Ehemann (ein
Gitarrist) und ihren beiden Kindern. Gemeinsam betreibt das Ehepaar im Stadtteil eine Musikschule. Zum Jahresende gab Sachie Matsushita, die gebürtig aus dem japanischen Kagoshima stammt, nun mit
ihrem Quartett in der Reihe "Kultur im Park" im Kulturhaus ein Jazz-Konzert mit Ausflügen in benachbarte Genres. Außerdem feierte sie mit diesem Aufritt die Veröffentlichung ihrer neuen CD
"Birds".
Sachie Matsushita versammelte drei verdiente Szene-Musiker um sich: Schlagzeuger Philipp Schaeper etwa, der im Kulturhaus seine Becken gelegentlich mit den bloßen
Händen schlug oder die Becken lediglich kurz mit der Spitze seiner Trommelstöcke rhythmisch antippte. Jazz-Musiker lieben eben das Experiment. Extra für den Käfertaler Auftritt reiste der in Berlin
lebende Musiker mit dem Zug an. Das kleine Jazz-Schlagzeug, das ihm abends zur Verfügung stand, bekam Schaeper, der ursprünglich aus Weinheim stammt, von Saxophonist Matthias Dörsam bereitgestellt.
Mit dem eigenen Instrument anzureisen, wäre zu aufwendig und teuer gewesen.
Streunendes Kätzchen
Unter anderem brachte das Quartett zum Beispiel eine freie Improvisation eines japanischen Volksliedes zu Gehör. Später intonierte das Quartett ein Katzen-Lied, aus
der Feder der Bandchefin. Wobei das Saxophon in diesem Stück tatsächlich klang wie ein geschmeidig streunendes Kätzchen. Sachie Matsushita, die in Frankfurt Jazz studierte, zeichnet sich durch
Bescheidenheit aus, sie verlor nicht allzu viele Worte zwischen den Beiträgen und kommuniziert mit ihren Bandkollegen bevorzugt über die Musik. Dennoch sprüht diese junge Frau, die früher studierte
Medizinerin war, förmlich vor Lebensfreude, was sich in ihre Musik hörbar niederschlägt.
Schlechte Laune traut man Sachie Matsushita, die stets ein strahlendes Gesicht zeigt, kaum zu. Im Tonstudio ihres Saxophonisten Matthias Dörsam, der in Fürth im
Odenwald lebt, hat die Dame bereits zwei CDs aufgenommen. Matthias Dörsam spielt auch unter anderem in der hessischen Kultband Rodgau Monotones. "Ich spiele gerne im Nachtcafé auf der Vogelstang",
erzählte er. Dörsam legt viel Wert darauf, in seinem Tonstudio eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, damit sich die Musiker dort richtig entfalten können: "Die wollen manchmal gar nicht mehr
weg."
Für den "Ungarischen Tanz" von Johannes Brahms, den das Quartett anstimmte, griff Kontrabassist Maurice Kühn zu seinem Bogen. Auch die Katastrophe von Fukushima hat
Sachie Matsushita in einem eigenen Stück verarbeitet. An mancher Stelle hielt es Kontrabassist Maurice Kühn nicht auf seinem Schemel, immer wieder hüpfte Kühn im Spiel begeistert auf. So konnten die
Zuhörer erleben, dass sich Sachie Matsushita in der Mannheimer Musikszene gut eingelebt hat. hfm
Konzert – Dörsam-Brüder spielen als „Trio 3 D“ in Mörlenbacher Kirche – Auftritt unterstützt Sanierung des Ostchores
Virtuoses „Trio 3 D“: Matthias, Adax und Franz-Jürgen Dörsam beim Konzert am Sonntag in der katholischen Kirche Mörlenbach. Foto: Evi Church
Starkenburger Echo 31.12.2014
Einen weiteren Beweis ihres großen Könnens boten die drei Dörsam-Brüder Franz-Jürgen, Matthias und Adax als „Trio 3 D“ am Sonntagabend in der katholischen
Kirche Mörlenbach.
MÖRLENBACH.Die Künstler saßen zwischen zwei Weihnachtsbäumen vor dem Altar, um dort
klassisches, aber auch witziges und ausgefallenes Liedgut zu präsentieren. Es gab nicht nur eine gerappte Version von „O Tannenbaum“ zu hören, sondern auch das (beinahe) komplette Werk von Edvard
Grieg in wenigen Minuten. Erkenntnis nach dem Konzert war, dass in keinem Haushalt des Weschnitztales die familiäre Hausmusik zu Weihnachten so fantastisch geklungen haben kann wie beim „Trio 3 D“.
Alle drei sind nicht nur, wie die Zuhörer im voll besetzten Gotteshaus erfuhren, Sternzeichen Löwe, sondern sie sind auch begnadete Musiker.
Adax Dörsam, der in Mörlenbach lebt und hier nicht zuletzt bei der Kulturzeit in Erscheinung tritt, ist Experte für alles, was Saiten hat. Er trat schon mit Joana, Pe
Werner, Xavier Naidoo und Hans-Peter Schwöbel auf. Er ist der älteste der drei Brüder. Matthias „Mattl“ Dörsam, der mittlere, betreibt nicht nur in Fürth die Studiobühne. Als grandioser Saxofon-,
Flöten- und Klarinettenspieler wirkt er ebenso in der Big Band des Hessischen Rundfunks, bei den Stuttgarter Philharmonikern sowie den Rodgau Monotones mit. Eine weite Anreise hatte der jüngste
Spross der musikalischen Dörsams. Franz-Jürgen ist Professor für Fagott und lebt in Lissabon.
Reise durch Genres, Länder und Epochen
Die drei Brüder boten eine Rundreise durch Genres, Länder und Epochen, die nicht nur wegen ihrer Virtuosität entzückte. Diese Dörsams haben nicht nur ein Händchen für
Musik mit in die Wiege gelegt bekommen, sondern auch eine Portion Humor. So machte es Freude, die geistreichen und ironischen Varianten mancher Weihnachtslieder zu erleben, aber auch, den Scherzen
und Seitenhieben zu lauschen, die die drei gegeneinander vorbrachten. Dabei lästerte Adax, der Saitenkünstler, über seine „eintönigen“ Brüder mit ihren Blasinstrumenten. Die wiederum fanden freche
Worte über die Gitarre, dieses Ding aus etwas Sperrholz und Draht. Amüsant war die fabulierte Geschichte des Fagotts, die Franz-Jürgen Dörsam zum Besten gab und die die Ursprünge des Instrumentes im
Odenwald verortete – zumindest gemäß der ersten Noten auf Steintafeln, die man dort fand.
Doch stand bei allen Scherzen die Musik im Zentrum, und es war ein Vergnügen, gleich drei Koryphäen ihres Faches hören und erleben zu können. Eigene Stücke wie Adax’
Komposition für seine Frau Edith waren ebenso dabei wie der Andachtsjodler, der „Säbeltanz“ von Aram Chatschaturjan in einer Interpretation mit E-Gitarre oder der „Hummelflug“ von Nikolai
Rimski-Korsakow auf dem Fagott. Bei verfremdeten Variationen von „Oh Susanna“ musste das Publikum genau hinhorchen, um die Grundmelodie zu entdecken. Auch Mozart und Franz Lehár waren vertreten. Bei
all dem durfte Adax’ Liebling Heidi, die kleine Gürteltiergitarre, nicht fehlen. Auf ihr spielte er „Charango und der Bär“. Matthias Dörsam begeisterte mit Perlen der Klarinettensoli ebenso wie mit
Klezmer.
„Wer sie kennt, freut sich, sie wiederzusehen“, hatte Pfarrer Bernhard Hock zur Begrüßung gesagt. Er hatte Grund, sich über die Künstler besonders zu freuen: Sie
unterstützten mit ihrem Auftritt die Sanierung des Ostchores der Kirche. Dieser ist zwar renoviert und strahlt, wie Pfarrer Hock sich freute, pünktlich seit Weihnachten im neuen Glanz. Doch muss die
Gemeinde ein Drittel der Renovierungskosten von rund 100 000 Euro selbst stemmen. Zusätzlich zu den alten Schulden von der Kirchendachsanierung 2007.
Schälke und Virtuosen in feinem Zwirn
Sie vermögen es, einen Kirchenraum zu füllen und das Publikum mit Musik und Witz zu verzaubern: das Trio 3D der Brüder Dörsam. Der Überschuss des Konzerts vom
Sonntag kommt der Renovierung des Ostchors der Kirche St. Bartholomäus in Mörlenbach zugute. Bild: Gutschalk
Kirchenkonzert: Das Trio 3D, die Brüder Dörsam, lassen die Besucher auf ihrem Klangteppich sanft dahin gleiten / Erlös fließt in die dringend notwendige
Renovierung des Kirchen-Ostchors
Odenwälder Zeitung 30.12.2014
MÖRLENBACH. Durch ihre freundliche, sympathische Art sind sie im Weschnitztal und in der Region wohl bekannt, die drei Dörsams aus Fürth – Adax an den
Saiteninstrumenten, Matthias – Mattl – an den Blasinstrumenten Klarinette und Saxophon sowie Franz-Jürgen am Fagott. Ein jeder ist Meister seines Faches. Und das müssen sie in ihren Solokonzerten,
bei ihrem Spiel in den verschiedenen Formationen, Ensembles, Orchestern und bei den Philharmonikern längst nicht mehr beweisen.
So nimmt es kein Wunder, dass die große Katholische Kirche St. Bartholomäus in Mörlenbach bis auf den letzten Platz besetzt war, als das Trio 3D zum Konzert „zwischen
den Jahren“ einlud, dessen Überschuss der dringend benötigten Renovierung des Ostchors der Kirche zugutekommt. So freute sich Pfarrer Bernhard Hock gleich bei seiner Begrüßung darüber, „dass die
Kirche heute so voll ist“.
Einmal im Monat sieht man Matthias Dörsam im Fernsehen, wenn er bei der Kabarettsendung „Intensivstation“ ganz vorne auf der Bühnenrampe sitzt. Adax Dörsam tourt,
neben unzähligen weiteren Engagements, mit Xavier Naidoo durch Deutschland und Franz-Jürgen hat sich mit seiner Professur für Fagott in Portugal einen Namen gemacht. Daneben ist er noch bei den
Berliner Philharmonikern – auch im Fernsehen – zu sehen.
Vor Jahren ist die Idee der drei Brüder geboren, doch einmal etwas zusammen zu machen. Geboren sind sie als Sprösslinge der in Fürth ebenfalls bekannten Adelheid
Dörsam noch dazu allesamt im Monat August. Sie sind somit alles „waschechte Löwen“. Adax lebt als „männliche Pfarrersfrau“ in Mörlenbach und unterhält weiterhin sein Studio in Nieder-Liebersbach, wo
mitunter Weltstarts absteigen, um ihre neue Produktionen einzuspielen. Mattl unterhält sein Studio in Fürth und hat dort gleichzeitig eine Bühne eingerichtet, um die Bevölkerung mit gehobener Kultur
aus vielen Genres zu erfreuen.
Ein Zeitgenosse sieht es so: „Sie haben es phänomenal verstanden, eine gute Verbindung zu ihrem Publikum herzustellen. Drei Viertel der Zuschauer freuen sich bereits
auf ihre Konzerte, wenn sie die Ankündigung lesen.“ Auch in Mörlenbach sah man viele bekannte Gesichter, nicht nur aus den Kirchengemeinden oder den Kolpingsfamilien.
Kein klassisches Kirchenkonzert
Gewandet im feinsten Zwirn eines Fracks betreten die drei die Kirche von hinten und laufen unter der beschwingenden Melodie der Andrew Sisters – „Bei mir bist du
schön“ – ein. Wer ein klassisches Kirchenkonzert erwartet hat, sah sich getäuscht, aber „garantiert nicht enttäuscht“.
Sie lassen zahlreiche Anleihen und Zitate aus vielen Bereichen der Musik einfließen, um sie in ihren eigenen Arrangements zu einem großen harmonischen Ganzen
zusammenzufügen. Sie zaubern mit drei Instrumenten orchestral Töne hervor, die den Raum ausfüllen, die den Zuhörer auf einem Klangteppich wunderbar geborgen sanft dahingleiten lassen. Sie schmeicheln
mit weihnachtlichen Reminiszenzen aus ihrer vor Jahren aufgenommenen CD ebenso dem Ohr, wie sie sich einer Variation der Rhapsody in Blue von George Gershwin bedienen oder Zitaten aus der
Klezmer-Musik.
Einzigartig schön ist ihr Klassik-Medley von Mussorgsky (Bilder einer Ausstellung) über Rimsky-Korsakov (Hummelflug) bis Edvard Grieg (Peer Gynt Suite).
Einzigartigkeit, die Eigenwilligkeit in der Mischung und Aufführung auf höchstem musikalischem Niveau ist das Markenzeichen des Trios 3D. Das wird vom ersten Ton an von den Zuhörern wahrgenommen und
geschätzt.
Tun sich Kirchenbesucher üblicherweise mit rauschendem Applaus schwer, so war dies beim Konzert in Mörlenbach von Anfang keine Frage. Nach den aufgetischten absurden
Geschichten aus der eigenen Vita oder den üblichen brüderlichen Provokationen, wer nun das „bedeutendere Instrument“ spielt, mündete das Konzert im „grande finale“ mit der gemeinsam angestimmten
Hymne „O du fröhliche“ mk
Modern, jung, frech – und mit eigener Note
BERGSTRÄSSER JAZZFESTIVAL Dirik Schilgens Combo „Jazzgrooves“ begeistert mit grandiosem Hardbop und vielfarbigen Kompositionen im Theater Sapperlot
BERGSTRÄSSER JAZZFESTIVAL Dirik Schilgens Combo
„Jazzgrooves“ begeistert mit grandiosem Hardbop und vielfarbigen Kompositionen im Theater Sapperlot
Von unserem Mitarbeiter Thomas Tritsch
"Jazzgrooves" sorgte im Lorscher Theater Sapperlot für eins der musikalischen Glanzlichter des Jahres.
LORSCH. "Plenty of....." titelt das letzte Album der Combo Jazzgrooves.
Im Theater Sapperlot genoss das Publikum in der Tat eine ganze Menge feinsten Luxus-Jazz. Und noch mehr Excellente Musiker farbenprächtige Kompositionen und
mitreißende Spielfreude machten den Abend in Lorsch zu einem Erlebniß, das noch lange nachklingen wird,
Zum zweiten Mal gastierte das Bergsträßer Jazzfestival in der alten Tabakscheune. Eine Location, die für Dirik Schilgens extraordinäre Formation wie geschaffen ist. Der intime Rahmen und die
satte Akustik haben dem plastischen Sound des Quintetts ein dickes Ausrufezeichen verpasst. In Sachen Jazz war das Konzert mit das Beste, was man in der Region in den letzten Jahren zu hören bekam.
Cooler, erfrischender Hardbop mit melodischen Latin-Anklängen, latent aggressiv und kantig, mit chronischem Spaßfaktor - urban, heiß und tanzbar. Groovelastig und schweißtreibend, funky und
dramatisch, stets geprägt von archaischen Blueselementen und spannungsgeladenen Bop-Dialogen.
Dirigiert und getragen von Schilgens filigranem, brillant pointierten und feinnervigen Schlagzeug, das die Stücke durch seine variierenden Beats subtil mit Energie
auflädt. Famos! Der Applaus nach der zweiten Zugabe wollte kaum ein Ende nehmen. Im Publikum viele Kenner aus der gesamten Rhein-Neckar-Region.
Der Heidelberger Schlagzeuger hatte neben dem geschmeidig agierenden Matthias Debus (Speyer) am Kontrabass den Mannheimer Ausnahme - Pianisten Daniel Prandl mit dabei,
der abstrakte Soli und flirrende Latin-Linien aus dem Handgelenk schüttelte. Saxofonist Matthias Dörsam aus Fürth stand bereits beim Festival 2013 mit Christoph Schöpsdaus "Exultatio"-Projekt auf der
gleichen Bühne. Dörsams motivische Variationen und seine lässig rhythmischen Akzente an Tenor- und Sopransax gaben den ausgeklügelten Arrangements den Duft von Freiheit und Abenteuer. Für den
Trompeter Thomas Siffling, der das Album mit eingespielt hatte, war in Lorsch Volker Deglmann eingesprungen.
Der Kölner Musiker war alles andere als zweite Wahl: Seine eloquenten und formvollendeten Soli an Trompete und Flügelhorn haben der Band zusätzlich Beine gemacht. Die
expressive Eleganz, mit der Deglmann ausschweift, ohne die Melodie zu verlieren, hat im Sapperlot wiederholt für Szenenapplaus gesorgt. Sax und Trompete liefern sich einen freundschaftlichen
Schlagabtausch über fetzigen Riffs und soften Lounge-Sounds. Technische Klasse und unbändiger Drive ergaben eine passgenaue Bläserfront, die den treibenden Groove der Combo noch betont hat. Dirik
Schilgens Kompositionen vereinen Facetten von Jazz und Soul mit Elementen brasilianischer Musik, die gerade auf "Plenty of..." eine dominante Rolle spielt. Titel wie der Opener "Nordeste", die Zugabe
"Encora", der entspannte Bossa "Tur Tur" oder "Seven Bells" mit Prandls spontanen Stimmungswechseln sind Latin-Perlen vom Feinsten - eingängig, pointiert und in ihrer Textur ebenso facettenreich wie
geradlinig. Neue Stücke wie "From North" und "Hot December", das auf dem nächsten Album erscheinen soll, fügen sich nahtlos in diese Gangart ein.
Nach der verdienten Pause ging es mit "CruisinQ" ebenso lässig weiter. Debus' drahtiges Bass-Solo und die definierte Architektur von Schilgens Drums mit großer Liebe
zum Detail bescherten den Zuhörern Momente reinsten Genusses. Bei "Back & Forth" im Samba-Modus wurde der verspielte, elastische Schlagzeugstil besonders deutlich. Prandls fließende Swingausflüge
wurden immer wieder durch harte Bebop-Anschläge kontrastiert. Die Band peitscht sich aus sich heraus immer wieder neu an und betört das Publikum mit exzellenten Individual- und
Kollektivimprovisationen. Live sind die Titel noch expressiver und emotionaler als auf dem ohnehin schon glänzend aufgenommenen Album von 2010. Die erste CD "Jazz Grooves" stammt aus dem Jahr 2005.
Im Sapperlot feierte das Bergsträßer Jazzfestival einen wahren Höhenflug. Moderner, junger Hochglanz-Jazz, dem es bei aller akademischen Qualität nicht an musikalischer Frechheit und eigener Note
mangelt. Schon jetzt eines der musikalischen Glanzlichter des Jahres.
Präsentiert wird das Bergsträßer Jazz-Festival von der GGEW AG, der Sparkasse Bensheim, der Stadtkultur Bensheim und dem Bergsträßer Anzeiger. Künstlerischer Leiter
ist Prof. Bruno Weis. Informationen im Internet.
Das „Trio 3D“ auf der Bühne der Cool-tur, von links Matthias, Franz-Jürgen und Adax Dörsam. Bei einer Matinee am Sonntag faszinierten die Fürther das Publikum in Rimbach. Foto: Manfred
Ofer
Starkenburger Echo 12.08.2014
Drei Fürther mit Heimspiel in Rimbach
Cool-tur – Brüder Adax, Matthias und Franz-Jürgen Dörsam verblüffen und erheitern als „Trio 3D“ das Publikum
„Ernsthaft gute Musik und eine Menge
Humor“ hatten die Organisatoren der 19. „Cool-tur“, dem Open-Air-Festival in Rimbach, dem Publikum für Sonntag versprochen. Die drei Hauptdarsteller, die am Vormittag die Bühne betraten, erfüllten
dieses Versprechen musikalisch mit Leben. Als „Trio 3D“ unterhielten die Brüder Dörsam ihre Gäste.
RIMBACH.
Adax (Gitarre), Matthias (Klarinette) und Franz-Jürgen Dörsam (Fagott) stehen – jeder für sich – für erfolgreiche Karrieren im Musikgeschäft. Während Adax bei Xavier Naidoo die Saiten zupft, wurde
Matthias unter anderem durch sein Engagement in der hessischen Kultband „Rodgau Monotones“ bekannt. Franz-Jürgen als Dritter und Jüngster im Bunde kam über die Berliner Sinfoniker beim „Orquestra
Metropolitana“ in Lissabon unter Vertrag, wo er bis heute mitwirkt. Gemeinsam gaben sie, stets auch mit augenzwinkerndem Humor, ein Konzert, das eine verblüffende Mischung aus eigenen Kompositionen,
Evergreens, volkstümlichen und klassischen Stücken enthielt. Der Auftritt war reich an überraschenden Wendungen: etwa, als Adax Dörsam seine bolivianische Gürteltiergitarre in die Hand nahm und
verträumte Melodien darauf zupfte, so das Stück „Charango und der Bär“. Einem Jungen, der das skurrile Instrument mit großen Augen betrachtete, rief er von der Bühne zu: „Das Gürteltier etwa kann man
übrigens noch riechen.“
Zuvor hatte das Trio unter anderem einen Ausflug in die Achtelanschläge unternommen: Der Song „Sirtaki Reggae“ war eine fröhliche Fusion aus dem griechischen und dem jamaikanischen
Folklore-Musikstil. Zwischen den Songs zauberten die Musiker nicht nur grandiose Melodien, sondern auch zwerchfellerschütternde Geschichten und Pointen hervor. Dabei zogen sich die Brüder wiederholt
gegenseitig durch den Kakao.
Amüsantes um Virtuosen und Historie
Jeder aus dem „Trio 3D“ reklamierte bei seinen Sketchen für sich, das anspruchsvollste Instrument von allen zu beherrschen und natürlich der „Virtuose“ unter den Brüdern zu sein. Solche Behauptungen
wurden vom Publikum mit großer Heiterkeit aufgenommen. Mindestens ebenso amüsant wurde es, wenn die Protagonisten in die historische Kiste griffen. So las Adax Dörsam einige witzige Passagen aus
seinem Buch „Saitenweise biografische Notizen“ vor, in denen er sich unter anderem an seine wilde Zeit als Schüler in Rimbach erinnerte.
Ein Höhepunkt war die Szene, in der Matthias Dörsam über die ersten Gehversuche der Brüder berichtete, in denen sie als Teenager mit Freunden Bands gründeten. Untermalt wurden seine Worte von
Franz-Jürgen und Adax, die auf ihren Instrumenten schräge Kostproben ihres damaligen Talents gaben. Trockener Humor war Trumpf. Alles andere als trocken war hingegen die Auswahl an Melodien, die vor
und nach der kurzen Pause auf der Bühne gespielt wurden.
Beschwingt ging es bei einem klassischen Klezmer-Stück, dem „Freilach“, zur Sache; aber auch bei einer nicht ganz ernst gemeinten Präsentation des Gesamtwerks von Edvard Grieg „in 50 Sekunden“
sparten die Akteure nicht mit Geschwindigkeit. Später setzten sie weitere Glanzpunkte auf der Reise durch Stile und Jahrhunderte. Stationen waren unter anderem ein Solostück von Franz Lehar und eine
Abwandlung des amerikanischen Country-Songs „O Susanna“ in klassischer Opern-Manier: „Susanna mio“ hieß. Als Zugabe gab es den „Säbeltanz“ von Chatschaturjan, der mit seinen Variationen und
Intermezzi zu den großen Kompositionen der Musik-Geschichte gehört und mit entsprechend großem Applaus bedacht wurde. Das Fürther Trio hatte in Rimbach ein Heimspiel, und es dürfte dort jederzeit
willkommen sein.
Drei Männer im Frack bieten große Kunst Cool-tur: Das Trio 3D begeistert mit seinem virtuosen stilistischen Crossover / Adax, Matthias und Franz-Jürgen Dörsam verbinden beeindruckendes musikalisches Können mit feinem Humor - Bild: Kopetzky
Odenwälder Zeitung 12.08.2014
Rimbach. Drei
Männer, drei Brüder, drei Musiker, zusammen sind sie das Trio 3D. Viele Hundert Zuschauer kommen an diesem warmen Sommer-Vormittag auf den Rathausplatz in Rimbach unter den großen Schirm, um Adax,
Matthias und Franz-Jürgen Dörsam und ihr einzigartiges musikalische s Crossover aus Klassik, Pop und Folklore zu erleben.
Von unserer Mitarbeiterin
Margit Raven
Im Rahmen des Rimbacher Festivals Cool-tur mixen die drei sympathischen Profimusiker die Klänge von
Saiteninstrumenten, Saxophon, Klarinette und Fagott zu einem überaus schmackhaften Cuvée. "Sie sind einfach nicht zu fassen", beschrieb schon Musikexperte Georg Spindler die erste CD der
Dörsam-Brüder. Eben zitieren sie noch Strawinskis "Sacre", dann kräht die Klarinette den 60er-Jahre-Hit "Puppet on a string".
Das ist nur ein Beispiel von zahlreichen stilistischen Verknotungen, über die sich das gut gelaunte
Publikum bei der traditionellen Cool-tur-Matinee amüsiert. So auch über die lustigen Anekdoten, die die drei Männer im Frack erzählen. Nach dem Motto: "Der Ältere hat das erste Wort", plaudert
Saitenkünstler Adax Dörsam von seiner Zeit an der Rimbacher Martin-Luther-Schule, die er "mehr oder weniger regelmäßig" besuchte, wenn er nicht beim "Jupp" in der Kneipe saß, wo es die beste
Gulaschsuppe weit und breit gab.
Dass sich eine griechische Bouzouki nicht nur für den Sirtaki eignet, sondern mit einem Reggae
geradewegs nach Jamaika führen kann, beweist der Gitarrenvirtuose- und -sammler in einem rhythmischen Meisterwerk.
Haarsträubend ist hingegen die Behauptung von Franz-Jürgen Dörsam, dem Einzigen der drei Brüder, der
den Frack auch als Berufskleidung trägt, dass in der Steinzeit das Fagott dazu da war, um zur Jagd zu blasen, hierzu das kurze fagottsche Signal "Sau tot". Um das Seemannsgarn weiter zu spinnen,
kommt die Behauptung, dass kein anderes Instrument als das Fagott die Tiefe der russischen Volks-Seele besser auszudrücken vermag.
Wie zum Beweis stimmt der Professor der Musikhochschule Lissabon das schwermütige russische
Liebeslied "Katjuscha" an, was sämtliche Zuhörer davon überzeugt, dass es auf keiner Balalaika besser klingt.
Dass die Bläser-Zunft sowieso wesentlich flexibler ist, als "diese ganzen Zupfgeigen-Hansels"
behauptet Matthias "Mattl" Dörsam und zeigt anschließend auf eindrucksvolle Weise, wie man auf dem Saxophon ausschließlich mit Obertönen richtige Melodien spielen kann. Um den bunten Reigen an
lustigen musikalischen Experimenten vollzumachen, greift Adax Dörsam zu einer "Mini-Gitarre". Keine Ukulele, wie sich herausstellt, sondern eine bolivianische Charango, wie geschaffen für einen
bayrischen Schuhplattler.
Und danach gibt es Edvard Griegs gesammelte Werke im SchnelI-Durchlauf, von der "Halle des
Bergkönigs" über "Anitras Tanz" bis zur "Morgenstimmung". Auch das schaffen die drei Dörsams in ihrem 3 D-typischen Klanggewand, mal ruhevoll und besinnlich, mal lustig und grotesk. Drei Männer im
Frack beschwören in ihrem gut zweistündigen Programm die guten Geister der Klassik in einem abenteuerlichen Rundumschlag hervor, sie interpretieren Weltmusik, Volkslieder und lassen ganz nebenbei
rockige Gitarren-Sounds einfließen. Geschickt verbin den sie Klamauk mit Ästhetik und Komik mit Schöngeist. Alle nur denkbaren musikalischen Attribute von atonal bis virtuos sind diesem brillanten
Trio zu verleihen. Die Zügel locker halten, damit der Eindruck entsteht, hier ist nichts abgesprochen, es passiert einfach, diese Kunst beherrschen nur wirklich große Musiker.
Rheinpfalz 1.Juli 2014 Holzalarm - Schifferstadt. Jazz im Grünen - Rainer Push,Sax - Olaf Schönborn, Sax - Matthias Dörsam, Sax, Flute., Clarinet - Dietmar Fuhr, Bass - Dirik Schilgen, Drums
Die Schauspieler Katharina Quast, Andreas Seifert und Martin Wißner (von links) in der Heidelberger Premiere.
Am Theater Heidelberg feiert „The Black Rider“ Premiere – mit einem höchst irritierenden Bühnenbild
Von unserem Mitarbeiter
Dennis Baranski
Viele Mütter haben schöne Töchter, doch für
Wilhelm kommt nur die eine in Frage: Käthchen ist der freche Spross des schießwütigen Erb-Bordellbetreibers Bertram und der Puffmutter Anne. Auch ohne mit dem Schicksal des „Freischütz“ vertraut zu
sein, möchte man ihm von dieser Liaison abraten. So oder so, er würde nicht hören. Der zweifelhaften Herkunft ist geschuldet, dass das Paar vorerst nicht zusammenfindet, einem Wasserschaden, dass
Regisseur Paul-Georg Dittrich dem Kultmusical „The Black Rider“ von William S. Burroughs, Tom Waits und Robert Wilson erst mit monatelanger Verspätung zur Heidelberger Premiere im Alten Saal
verhelfen konnte.
Das Herz der Angebeteten schlägt längst für den
adretten Wilhelm, die Eltern aber verwehren ihren Segen. Sie wünschen sich einen tapferen Jägersburschen, etwa einen wie Robert. Zum Beatgeboxe von Martin Wißmer stellt Fabian Oehl als Hip-Hopper
selbstbewusst seine „Credibility“ unter Beweis. Echte Kerle braucht es für mafiöse Strukturen, keine trotteligen Schreiber. Als solchen präsentiert ein idealbesetzter Florian Mania seinen Wilhelm,
der wohl ängstlich und eingeschüchtert, darüber aber wild entschlossen ist – und den Mund weit aufreißt. Herrlich schräg besingt Josepha Grünberg als Käthchen die traditionelle Eignungsprüfung, ein
Zielschießen soll über Erbpacht und Eheversprechen entscheiden.
Teuflische Kräfte
„Finger weg und Flinte her“, hört sich der ganz
und gar Unbegabte in Wolfgang Wiens’ deutscher Übersetzung ausrufen, doch grau ist alle Theorie – erlegen sollte er nichts. Es bedarf des Teufelspaktes mit dem verführerischen Stelzfuß (Steffen
Gangloff). Dessen Munition ist garantiert treffsicher, die Entscheidung über das letzte Ziel jedoch obliegt nicht dem Schützen, sondern dem teuflischen Spender allein. Während Wilhelm im
Schießbudenrausch dem Jägerglück frönt, ahnt man: Käthchen lebt gefährlich.
Zur virtuosen Musik aus dem als
Schwimmbecken getarnten Orchestergraben, wo sich die Musiker Erwin Ditzner, Matthias Dörsam, Willi Haselbek, Jörg Teichert und Bernhard Georg Vanecek versteckt halten, reüssiert
rauchig-derb vor allem Katharina Quast als Puffmutter im Sängerfach. Die Übrigen brillieren nicht weniger, erzählen stimmlich aber nicht von Waits, sondern eine Rocky-Horror-Geschichte. Auf
eineinhalb Stunden gekürzt, kommt dabei Haselbeks musikalischer Leitung und der bisweilen holprigen Inszenierung selbst die Befreiung aus dem engen Korsett von Waits’ komplexer Komposition nur
zugute.
Das ist lieb und schön, und hätte man sich damit
begnügt, eine von zahllosen Bühnen zu sein, die das Musical schaurig-schrill als Nummernrevue – und als solche stimmig – nachzuspielen, es wäre ein kurzweiliger Spaß geworden.
Doch man begnügte sich nicht. Pia Dederichs Bühne
bannt das exzessive Treiben ausgerechnet hinter die Eingangspforte des kroatischen, am 5. Mai 1945 von jugoslawischen Partisanen befreiten Konzentrationslagers Jasenovac. Das ist – gelinde gesagt –
geschmacklos. Ob sie damit ein ernstzunehmendes politisches Statement abgeben mochte oder in der Aufschrift des Torbogens (zu Deutsch: „Arbeitsdienst der Ustasa-Verteidigung – Sammellager Nr. III“)
schlicht ein denkbar grausiges Motiv sah, lässt das Spiel um Drogen, Prostitution und Macht nicht durchblicken. Von Zufall darf man an einem Haus wie diesem gewiss nicht ausgehen. Der am
Premierenabend mit kyrillischen Schriftzeichen übermalte, aber dennoch erkennbare historische Verweis steht allein und hinterlässt sein Publikum ratlos. Weder Kritik an Zwangsprostitution noch an
Massenvergewaltigungen will sich über das bunte Genre transportieren lassen – und schon gar nicht die Mahnung an einen Genozid.
Im eigenen Studio: Der Fürther Matthias Dörsam, Saxofonist der „Rodgau Monotones“, ist deutschlandweit ein
gefragter Musiker und arbeitet ständig an neuen Projekten. Foto: Manfred Ofer
Konzert „Atem - Klang der Seele“ in Öpfingen bildet Abschluss der Reihe „Christsein
bewegt“
Matthias Doersam animiert die Besucher zum Mitsingen. mas
Öpfingen sz Ein besonderes Konzert hat der Liedermacher und evangelische Pfarrer Clemens
Bittlinger in der Pfarrkirche in Öpfingen präsentiert. Der Konzerttitel „Atem - Klang der Seele“ war die Beschreibung der Gemeinsamkeit von Orgel, Saxophon und Stimme. Die Besucher waren
aufgefordert, mitzusingen.
Mit dem Lied „Willkommen“ wurden die 150 Zuhörer in der Pfarrkirche Öpfingen von Clemens
Bittlinger und seinen Musikern begrüßt. Begleitet wurde Clemens Bittlinger von David Plüss an der Orgel, die bei dem Konzert eine wichtige Rolle eingenommen hat. Am Saxophon spielte Matthias Doersam.
Das Schlaginstrument (Percussion) wurde von David Kandert bedient.
Immer wieder wechselten die Musiker die Instrumente. Dabei kamen auch die Klarinette und das
Akkordeon zum Einsatz. Clemens Bittlinger hatte sich mit seiner Gitarre vor dem Altarraum positioniert und hat sich während des Konzerts im Mittelgang in den vorderen Bankreihen bewegt. Die Lieder
haben Clemens Bittlinger und David Plüss eigens für die Konzerte „Atem - Klang der Seele“ neu komponiert. Grundlage für die Texte bilden häufig Psalmen. Zum Mitsingen war im Altarraum eine große
Leinwand aufgebaut, auf welcher die Texte der Lieder eingeblendet wurden.
Ihr Improvisationstalent zeigten die Musiker bei dem Stück „Aus der Tiefe“. Dabei waren die
Besucher aufgefordert, mit einer vierminütigen Quinte die Musiker gesanglich zu unterstützen. Begleitend dazu erfolgte eine Improvisation mit dem Saxophon, zu der sich Matthias Doersam im Mittelgang
der Kirche bewegte. Die Improvisation unterstützte David Plüss an der Orgel. Die Harmonie von Orgel und Saxophon zeigte sich auch in dem Instrumentalstück „Näfäsch“. Dass es auch lustige
Kirchenlieder gibt, kam bei dem Stück „Aus heiterem Himmel“ zum Ausdruck. Den Abschluss bildete das bekannte Kirchenlied „Großer Gott wir loben dich“. Dabei wurden die originalen Texte mit eigenen
von Clemens Bittlinger verfassten Texten kombiniert. Die Besucher haben hierbei kräftig mitgesungen.
Das Konzert bildete den Abschluss der laufenden Veranstaltungsreihe „Christsein bewegt“ der
katholischen Seelsorgeeinheit Donau-Riß mit den Kirchengemeinden in Öpfingen, Oberdischingen, Rißtissen und Griesingen und der evangelischen Kirchengemeinde in Ersingen. Das Konzert hat Wolfgang
Reitmeier aus Öpfingen organisiert.
Ars Musica Chor Bensheim - Peter Schindleres - Missa in Jazz
Clemens Bittlinger und Hartmut Engler im Laukas Tonstudio, Fürth/Odw.
Odenwälder Zeitung, 13.09.13 (www.wnoz.de)
Fürth
Pur-Sänger leiht seine Stimme
Fürth/Rimbach. Einen prominenten Gast konnte Matthias Dörsam in diesen Tagen in seinem Laukas-Studio in Fürth begrüßen.
PUR-Sänger Hartmut Engler war eigens angereist, um beim neuen Soloalbum von Clemens Bittlinger als "Special guest" mitzuwirken.
"HabSeligkeiten" heißt das neue Werk und wird im Rahmen der Rimbacher "Cool-tur" am Sonntag, 10. August, ab 18.30 Uhr erstmalig live der Öffentlichkeit
präsentiert.
"Die Rimbacher und alle die sich nach Rimbach aufmachen, sollen die ersten sein, die dieses neue Werk zu hören bekommen und auch in Händen halten", so der
Liedermacher und Pfarrer. Die neue CD von Clemens Bittlinger wird bei diesem Ereignis auch erstmalig zu erwerben sein.
Verbundenheit seit vielen Jahren
Hartmut Engler und Clemens Bittlinger kennen sich seit vielen Jahren und es ist schon eine gute Tradition, dass der PUR-Sänger bei den Soloalben des
Liedermachers mitwirkt. "Mir gefallen viele Texte von Clemens und seine Botschaft wirkt auf mich authentisch. Die Musik ist professionell und viele Themen verbinden uns. Wie schön,
wenn ich mit meiner Stimme, einem guten Freund helfen kann", so Engler bei seinem Besuch in Fürth.
Diesmal ist es eine Homage an die eigenen Kinder in Liedform, die die beiden zusammen aufgenommen haben. "Hätt’ mir nie träumen lassen, wie viel dem Leben
fehlt und wie viel wir verpassen, wenn ihr nicht zu uns zählt. Die Zeit, die wir verbringen und die ihr bei uns seid, ich kann sie nur besingen als die allerhöchste Zeit", so heißt es im
Refrain.
Und in der Tat: Beide haben in den letzten Jahren die "wunderbare Erfahrung
machen dürfen, mit Kinder groß zu werden", so Bittlinger im Gespräch mit unserer Zeitung.
Regelmäßig bereichern diese Erfahrungen die Songs von PUR und die Songs
des rockenden Pfarrers. Bei der Premiere am 10. August in Rimbach wird
Clemens Bittlinger zusammen mit David Plüss (Keyboards), Adax Dörsam (Gitarren), Mattl Dörsam (Saxophon) und Simon Zimbaro (Drums) erstmalig und live
das komplette Album spielen.
Als besonderer "special guest" wird die Gruppe Fools Garden (unplugged),
mit ihrem Superhit "Lemontree" diesen Konzertabend eröffnen.
Es ist eine Doppel-CD mit
einerseits Kompositionenvon
Matthias Dörsam
und
David Heintz
und andererseits
Improvisationen
deren Themen von
Dieter Heimlich
von Softtech
(Software für Gerüstebau)
vorgegeben wurden.
Diese geniale Verbindung von Musik und einem scheinbar vollkommen fachfremden Gebiet wie
Gerüstebau ist für die Künstler eine Herausvorderung, die hier aufs genialste gelöst wurde.
Die Idee dazu entstand bei Konzerten von The Art of Two bei denen das
Publikum Themen vorschlägt die Dörsam und Heintz spontan in Musik umsetzten.
Ohne Netz und doppeltem Boden und ohne eine zweite Chance gelingen diese "Musikalische
Improtheater Capriolen" immer perfekt.
Matthias Dörsam und David Heintz verstehen sich musikalisch blind.